Wenn von der Comic Con die Rede ist, denkt man natürlich sofort an die San Diego Comic Con. Die Veranstaltung ist das Mekka für alle Fans und auch für Hollywood und TV-Sender die gern genutzte Plattform, um neue Filme und angesagte Serien vorzustellen. Aber San Diego ist weit weg und es ist nicht leicht an die begehrten Eintrittskarten zu kommen. Wäre es da nicht geil, gäbe es eine vergleichbare Veranstaltung auch in Deutschland? Und die gibt es jetzt!
Als die ersten Meldungen zur German Comic Con am 1. April auf Facebook die Runde machten, hielten viele Fans das noch für einen Aprilscherz. Aber es stimmte. Im Dezember 2015 sollte die erste German Comic Con in den Dortmunder Westfallen Hallen stattfinden. Und damit nicht genug. Im Juni 2016 gibt es dann die Comic Con Germany in Stuttgart. Das klingt jetzt ein bisschen wie ein Monty Python Gag aus Das Leben des Brian, aber für alle Fans ist das natürlich eine gute Nachricht.
Am letzten Wochenende war es dann endlich soweit und die erste German Comic Con öffnete ihre Pforten. Noch bevor man den Veranstaltungsort am Samstag betreten konnte, gab es schon die erste Parallele zum berühmten Vorbild aus San Diego: Schlangestehen! Nicht bestätigte Gerüchte sprechen von einer vier Kilometer langen Warteschlange. Na ja, das ist vielleicht etwas übertrieben, aber die Schlange war schon verdammt lang und es dauerte eine gute Stunde, bis ich endlich den Ort des Geschehens betreten konnte. Aber auch während der langen Warterei gab es schon Einiges zu sehen, denn unter den Anstehenden gab es viele Cosplayer in fantasievollen und teils sehr aufwendigen Kostümen.
Bei einer Comic Con geht’s natürlich um Comics. Man trifft Zeichner, Verlage und Händler. Aber eine Comic Con ist soviel mehr als nur eine Comic Con, denn eigentlich wird hier das gesamte Spektrum der Popkultur abgebildet. So gab es Stargäste aus Film und Serien Produktionen wie z.B. Rory McCann und Nathalie Emmanuel aus Game of Thrones und Laurie Holden und Addy Miller aus The Walking Dead. Man hatte die Möglichkeit, sich Autogramme bei den Stars zu holen oder sich in die Schlangen zum Photoshoot mit dem Schauspieler seiner Wahl einzureihen, beides gegen Bares versteht sich (teilweise etwas zu teuer). Selbstverständlich gab es auch die die üblichen Panels mit den Stars. Es ist immer sehr interessant die Leinwand- und TV Helden einmal Live zu erleben.
Als alter Serienjunkie habe ich mich natürlich auf die Darsteller aus Game of Thrones und The Walking Dead gefreut. Game of Thrones habe ich dann leider verpasst. Am Samstag stand ich noch in der Schlange und am Sonntag war ich an einem anderen Ort beschäftigt. Aber das Panel mit Addy Miller und Laurie Holden aus TWD war ganz nett. Es gibt bei den Panels auch immer Schauspieler, die man gar nicht so auf dem Schirm hat und man erlebt dann so manche positive Überraschung. So wurde Sylvester McCoy, der siebte Doctor aus Doctor Who und Radagast aus dem Hobbit zu einem der großen Panel Highlights. Toller Typ und eine Rampensau im positivsten Sinne, einfach sehr unterhaltsam.
Bei der Größe der Veranstaltung waren zwei Tage fast zu wenig. Die nächste Comic Con soll laut Veranstalter noch größer werden, also hoffen wir mal, dass sie auch verlängert wird und der Freitag als weiterer Tag hinzu kommt.
In der Star Alley konnte man seinen Idolen dann noch etwas näher kommen und sich ein Foto signieren lassen. Bei einer Veranstaltung mit 30000 Besuchern ist klar, dass die Zeit für ein bisschen Smalltalk mit den Stars eher knapp bemessen war. Dafür sind etwas kleinere Veranstaltungen wie das Weekend of Hell einfach besser. Laurie Holden aus The Walking Dead durfte zudem nicht fotografiert werden. Nun gut, sie wird dafür schon ihre Gründe haben. Aber so mancher Fan, dachte sich sicherlich: „Was soll der Scheiß?“ Da hat man manche TWD Darsteller schon ganz anders erlebt. Manche Stars wie z.B. Punisher Thomas Jane machten bei den Panels einen etwas bocklosen Eindruck.
Ein großes Highlight waren natürlich wieder die ganzen Cosplayer. Comic- und, Mangafiguren, Superhelden, Zombies und viele Film und Serienhelden. Sehr häufig anzutreffen waren Daenerys Targaryen und Harley Quinn. Ein großes Lob an alle Cosplayer. Ihr bringt Farbe und Atmosphäre in einen solchen Event.
Natürlich gab es auch ein gigantisch großes Händleraufgebot. Selbstverständlich war auch S.P.A.C.E vor Ort und so war die Con wieder mal eine gute Gelegenheit die S.P.A.C.E Crew persönlich zu treffen.
Neben S.P.A.C.E waren auch viele der üblichen Verdächtigen, die man vom Weekend of Hell kennt mit einem Stand oder Photopoint vertreten. Natürlich ist die Comic Con nicht ganz so familiär wie das WOH, dazu ist sie einfach zu groß und zu breit aufgestellt, aber lohnend war der Besuch allemal auch wenn ich zuweilen den Eindruck hatte, es sei eine einzige riesige Verkaufsveranstaltung.
Es ist alles andere als ein Kinderspiel, eine Veranstaltung dieser Größenordnung zu stemmen. Hier muss ich auch den Veranstaltern ein Kompliment machen. Sicher lief nicht immer alles ganz rund, aber das Chaos blieb in akzeptablen Grenzen.
Aber auch noch ein wenig Kritik. Die kleinen Bühnen in Halle 3B waren etwas ungünstig und lieblos platziert. Ich sah mir hier den sehr interessanten Vortrag von Heiko Burkhardmaier zu den Spezialeffekten zu Game of Thrones an. Die spannende Präsentation hatte allerdings unter der musikalischen Untermalung mit Kirmes-Techno vom gegenüberliegenden T-Shirt Stand stark zu leiden. Hier wäre es mehr als wünschenswert, für solche Vorträge eine etwas ruhigere Location zur Verfügung zu stellen. Vielleicht lässt sich dafür ja ein separater Raum finden.
Die erste deutsche Comic Con legte einen recht gelungenen Start aufs Parket. Auch die San Diego Comic Con hat mal klein mit ein paar hundert Besuchern angefangen. So sprengte der Auftakt der GCC mit etwa 30000 Besuchern alle Erwartungen. Die SDCC ist von großer Bedeutung für Kino und TV. Hollywood liegt ja quasi gleich um die Ecke. So gibt es dort immer auch sehr interessante Previews, Premieren und Panels. Es wäre wünschenswert, wenn die deutsche Comic Con für die hiesige Film und TV Industrie eine ähnlich wichtige Bedeutung erlangen würde, freilich hapert es bisher aber auch etwas an kultverdächtigen Produktionen aus deutschen Landen. Potential hätte z.B. die TNT Serie Weinberg. Auch die Filmstiftung NRW wäre sicher ein guter Gesprächspartner, wenn es um das Programm künftiger Comic Cons geht.
Was den Collectibles und Actionfiguren Markt betrifft sind viele Hersteller auf der SDCC zu finden und präsentieren ihre Neuheiten. Das sucht man auf der deutschen Comic Con noch vergebens. Zum einen gibt es keine deutschen Hersteller und für asiatische und amerikanische Firmen ist der deutsche Markt sicher erst mal nicht so interessant. Wobei es natürlich toll wäre Hot Toys, Sideshow, Threezero, Asmus Toys und andere auf einer deutschen Con begrüßen zu können. Aber vielleicht wird die Con ja in den nächsten Jahren interessant für europäische Hersteller wie z.B. Big Chief Studios (Doktor Who, Sherlock) aus Birmingham oder Kaustic Plastik aus Rom.
Wir sind der Meinung, dass die German Comic Con noch viel Potential hat und sind schon sehr gespannt, wohin die Reise in den nächsten Jahren gehen wird. Inhaltlich gibt es noch viel Luft nach oben.
Weitere Bilder findet ihr in unserem Facebook-Album.