Figuren zur römischen Antike erfreuen sich wachsender Beliebtheit. Derzeit sind es vor allem zwei Anbieter, die dieses Thema beackern. Da wäre zum einen der in Rom beheimatete Hersteller Kaustic Plastik und zum anderen die Firma ACI aus Hong Kong. Es versteht sich fast von selbst, dass ein italienischer Anbieter sich der römischen Historie stärker verpflichtet fühlt als ein Anbieter aus Fernost. ACI legt nach eigenem Bekunden mehr Wert daraus, dass etwas “cool” aussieht. So spürt man bei ihren Produkten einen starken Einfluss von Hollywood Römern. Ihr römischer General bezog sich eindeutig auf Ridley Scotts Film Gladiator und ist von daher nicht historisch zu betrachten. Bei den ACI Gladiatoren finden sich immer wieder Details, die auf archäologischen Funden beruhen, aber auch genauso viel rein Fiktives, welches in erster Linie auf die TV-Serie Spartacus zurückgreift.
Wenn nur zwei Hersteller ein Themengebiet bearbeiten, wird gerne eine Rivalität konstruiert. Also ein Kaustic Plastik vs. ACI. Aber eigentlich ist das unsinnig, denn Freunde des Rom Themas werden sich über jeden Anbieter freuen, der etwas beisteuern kann. Und unter den Fans gibt es auch genauso viele Historiker wie Cineasten. Und je mehr Figuren auf den Markt kommen, umso mehr Material ist auch fürs Armybuilding unterwegs. Trotzdem ist es natürlich sehr interessant zu sehen, wie die Hersteller Probleme gelöst haben und wie sie die Details der Figuren gestaltet und verarbeitet haben. Deshalb wird in diesem Review auch häufiger mal die Rede von Kaustic Plastik und vor allem von ihrem Legionär Valerius die Rede sein.
Heute beschäftigen uns mit der ersten Figur der neuen ACI Reihe Total Rome. Sie trägt keinen Eigennamen, sondern heißt einfach nur Legionary, Optio oder Elite Optio, denn die Figur ist in drei Varianten erschienen. Die Varianten unterscheiden sich nur hinsichtlich der Kostümfarben und die Optio Varianten haben noch einen Helmbusch dabei. Der Stab des Optios ist leider nicht als zusätzliches Zubehör enthalten. (Auch von Valerius gab es eine Optio Variante. Diese kam mit zusätzlichem Helm mit Helmbusch und Optio-Stab.)
Verpackung
Die Box einer Figur hat in erster Linie die Aufgabe, den Inhalt vor etwaigen Transportschäden zu schützen. Wir interessieren uns natürlich vor allem für den Inhalt und kaufen ein Produkt ja nicht, weil uns die Verpackung gefällt. Aber auch wenn diese zweitrangig ist, können wir uns natürlich an einem schönen Design erfreuen. Und da bietet die Box wirklich etwas für die Augen.
Der Karton ist monochrom in türkisblau gestaltet und hat eine Marmortextur. Vorne sehen wir den Optio. Mit ausgestrecktem Arm deutet er in die Ferne, wahrscheinlich gibt er gleich den Befehl zum Angriff. Vor ihm kniet der Legionär mit Schild und Pilum. Farblich durchbrechen nur der rote Helmbusch und der rot-gelbe Schild das monochrome Titelbild. Auf den Seitenflächen sehen wir dann einmal den Legionär und auf der anderen Seite den Elite Optio. Auf der Rückseite ist noch mal der Optio abgebildet.. Ferner wird hier der Inhalt der Box aufgelistet. Die Motive auf Vorder- und Rückseite werden zusätzlich noch von einem Mäander umlaufen. Boden und Deckel tragen ebenfalls die Marmortextur und in der Mitte das ACI Logo Die rechte Seitenfläche überlappt und ist magnetisch verschlossen.
Wenn wir den Deckel aufklappen, bleibt es spannend, und das Designfest geht weiter. Der Inhalt ist noch unter einem Deckblatt verborgen. Über der Marmortextur sind Scutum und Helm abgebildet. Die Innenseite des Deckels zeigt das Portal eines römischen Tempels mit korinthischen Säulen, belichtet in die Marmortextur.
Alles in allem ist es eine sehr schöne Box, die sofort Wertigkeit suggeriert. Und wir sind natürlich mordsmäßig darauf gespannt, ob der Inhalt hält, was die Verpackung verspricht.
Wir ziehen also das Deckblatt heraus. Auf den Einsteckflächen steht noch mal sehr prominent der Name der Figur „Total Rome – Roman Legionary. Nachdem wir das Blatt entfernt haben, können wir endlich einen ersten Blick auf die beiden übereinanderliegenden klassischen Plastiktrays werfen.
Oben sind die Figur, Austauschhände, Helm, Gladius und Pugio gebettet. Im zweiten Tray befinden sich Scutum und Pila. Unter dem Schild liegen dann noch Umhang und ein Tütchen mit weiteren Teilen. Auf dem Boden der Box finden wir dann noch zwei Blätter mit Instruktionen zur Figur (Das lässt bereits Böses ahnen.)
Inhalt
Also erst mal alles rausnehmen für ein Contentfoto.
Und das ist drin:
- handbemalter Kopf
- Christian Ver. 4. Körper mit über 30 Artikulationspunkten,
- vier Paar Hände, verstärkte Gelenke für Stabilität
- römischer Helm im imperial-gallischen Stil
- Rüstung – Lorica segmentata (jedes Segment ist ein Einzelstück)
- Umhang
- Tunika und Hose, Focale (Schal) und Stirnband
- Legionärsgürtel mit Schürze
- Schultergurt
- Sandalen
Waffen:
- Gladius (Schwert) und Scheide
- Pugio (Dolch) und Scheide
- zwei Pila (Wurfspeere)
- Scutum (Schild)
Bevor es ans Basteln geht werfen wir noch einen Blick auf Kopf und Körper.
Kopf
Der Kopf an sich ist recht gut gelungen und realistisch bemalt. Aber zwei Details daran gefallen mir persönlich nicht so gut. Einmal trägt er einen kurzen Bart, was in der römischen Legion eher unüblich war. Dann sieht er ein wenig so aus wie ein Bruder von Maximus. Ich sah mal einen Film, da sagt ein Asiate: „Ihr Europäer seht für uns alle gleich aus.“ Ging es den Entwicklern bei ACI auch so? Auch wenn es an dem Kopf sonst nichts auszusetzen gibt, so hätte ich mir doch einen etwas anderen gewünscht.
Klar der Kopf sieht natürlich nicht aus wie Maximus, vor allem wenn man zwei Bilder nebeneinander hält, aber vom Typ her sind sie ähnlich, auch was Bart und Frisur betrifft. Letztlich bleibt das natürlich Geschmackssache und mit Helm sieht man dann ja auch etwas weniger vom Kopf.
Körper
Hier hat ACI den aktuellen Christian Body verwendet. Nachteilig an diesem Body sind zwei Punkte. Die Ellenbogengelenke sind sehr schwergängig und die Kniegelenke sind dafür umso labberiger. Was die einen Gelenke zu wenig haben, davon haben die anderen zu viel. Hier sollte ACI in Zukunft wirklich nachbessern.
Insgesamt kommt die Figur mit acht Händen
- ein Paar Fäuste
- ein Paar Hände mit auseinandergespreizten Fingern
- ein Paar Hände zum Halten der Waffen
- eine rechte Haltehand mit anderem Innendurchmesser
- eine linke Hand in Zeigegestus
Die Finger der Hände haben eine gute Flexibilität und die Haltehände können gut die unterschiedlichen Gegenstände halten.
Kostüm
Als ich die ersten Produktbilder sah, fand ich die blaue Hose des Legionärs irgendwie unpassend. Ich weiß nicht ob da noch mal etwas geändert wurde oder ob es einfach an der Farbwiedergabe in den Fotos liegt, denn auch auf manchen meiner Bilder wirkt die Hose sehr blau. In Wirklichkeit ist die Farbe allerdings eher Taubenblau und wirkt glücklicherweise weniger störend als ich es nach den ersten Produktbildern befürchtet hatte. Dennoch hätte ich eine braune Hose vorgezogen. Der Legionär trägt dazu eine dunkelrote Tunika und einen roten Umhang.
Der Optio kommt mit blauer Tunika (wobei ich nicht sagen kann, ob diese wirklich blau ist, oder der Farbe der Legionärshose entspricht. Letzteres halte ich für wahrscheinlich. Er trägt eine braune Hose und einen braunen Umhang. Wenn man sowohl Legionär als auch Optio besitzt, könnte man ein paar Kleidungsstücke tauschen.
Der Elite Optio ist komplett in schwarz gekleidet. Hier ging es wohl in erster Linie wieder darum eine möglichst coole Figur zu machen. Es gibt keine historischen Belege für schwarze römische Militärtracht. Bereits Ignite hatten damals ihren Prätorianer in schwarz gewandet. Auch in Hollywoodfilmen war ähnliches schon zu sehen, meist dann, wenn es darum ging, Assoziationen zu Nazischergen zu wecken.
Auch trägt der ACI Legionär die für Hollywood Filme so typischen Unterarmmanschetten, die es in der Realität jedoch nie gab. Natürlich sind diese Ledermanschetten das kleinste Problem, denn wenn sie stören, kann man sie ja entfernen.
Jetzt kommen wir zum größten Ärgernis. Und das sind die Sandalen. Wie ihr sicher schon bemerkt habt, kommt der Legionär barfuss aus der Box. Die Sandalen muss man ihm erst noch anziehen. Gut – Figuren bashen ist das Eine, aber bei einer relativ teuren Kauffigur, erwarte ich einfach, dass ich da nicht mehr viel rumfrickeln muss.
Die Aktion kostete mich gefühlte zwei Stunden und auch wenn ich versuchte der Gebrauchsanweisung zu folgen, sah mein Ergebnis doch eher sehr bescheiden aus. Oder nennen wir es ruhig beim Namen: Es sah kacke aus. Aber ich war mittlerweile so entnervt, dass ich keinen Bock hatte, die Schnürsenkel, die beim Einfädeln in jede weitere Öse mehr und mehr ausfransten, herauszufädeln und die Prozedur ein weiteres Mal zu starten.
Wo wir gerade beim Frickeln sind. Die Figur trägt einen Gürtel, wenn man sie aus der Box nimmt. Aber dieser muss dann noch mal entfernt werden, um den Dolch daran anzubringen. Auch das ist nicht ganz einsichtig. Diese Aktion war glücklicherweise weniger zeitaufwändig. Der Verschluss ist leicht zu öffnen. Der Gürtel ist aus einem dehnbaren Kunststoff und lässt sich ganz gut über die Lorica Segmentata schieben.
Das Design des Gürtels ist wieder recht cool, auch wenn zu bezweifeln ist, dass er einem historischen Vorbild folgt. Er sitzt recht gut und bleibt in Position. Da hält er wesentlich besser als der Gürtel von Valerius, denn dieser rutscht ihm aufgrund des hohen Gewichts der Metallteile häufig herunter und baumelt dann um seine Knie. Auch lösten sich die Beschläge auf dem Gürtel sehr schnell ab. (ich habe aber den Eindruck, dass Kaustic Plastik bei den späteren Figuren die Beschläge besser verleimt hat, denn dort löste sich noch keiner ab).
Lorica Segmentata
Bei dem Schienenpanzer ist ACI wirklich in die Vollen gegangen. Es ist die erste Lorica Segmentata, die wirklich komplett aus einzelnen Schienen besteht. Das ist schon ein kleines Meisterwerk.
Es ist klar, dass so eine filigrane Konstruktion aber auch anfällig für Beschädigungen ist. Der Legionär ist keine Figur, um damit zu spielen. Wahrscheinlich setzt man ihn einmal in Pose und stellt ihn dann so in die Vitrine. Man gibt ihm vielleicht Schwert und Schild in die Hand oder ein Pilum, bereit zum Wurf oder man post ihn in Habacht-Stellung mit auf dem Boden aufgesetztem Schild. In jedem Fall braucht er für die meisten Posen ein paar Greifhände.
Um so unverständlicher ist es, dass er bei Lieferung gerade die Hände trägt, mit denen man am wenigsten anfangen kann, will man mit den Waffen posen – nämlich die Fäuste. Ärgerlich… Natürlich habe ich die Hände vor dem Wechseln erwärmt. Dennoch sitzen sie sehr stramm und will man eine Hand wechseln, muss man schon ein wenig vorsichtige Gewalt aufbringen und irgendwie muss man die Figur dabei ja auch festhalten. Dabei löste sich bei meinem Legionär eine Schulterschiene.
Die Schienen sind mit je drei kleinen Zapfen auf eine Riemenkonstruktion aufgesteckt. Im angekleideten Zustand, lässt sich eine Schiene nicht wieder aufstecken. Also kann man sie nur entweder anleimen, locker auflegen oder man zieht ihm die Lorica komplett aus, um die Schiene wieder zu befestigen. Das Alles hätte sich vermeiden lassen, hätte er in der Grundausstattung die Greifhände statt der nutzlosen Fäuste, die einen Wechsel in jedem Falle nötig machen. Dafür gibt es von mir einen fetten Punktabzug in Sachen Benutzerfreundlichkeit.
Hier seht ihr die Lorica Sgmentata von ACI, Kaustic Plastik und Ignite im Vergleich. Das ACI Modell ist das am aufwendigsten gestaltete Modell. Am einfachsten zu wechseln bleibt nach wie vor die alte Ignite Lorica. Sie ist ein wenig kleiner als das Kaustic Modell und im Gegensatz dazu gerade geschnitten.
Helm
Der Helm ist aus Plastik wirkt aber sehr metallisch. Das geringe Gewicht ist sicher auch von Vorteil. Plastikhelme sind natürlich weniger stabil als die Metallhelme von Kaustic Plastik oder Ignite Auf das Kopftuch habe ich verzichtet. Es ist ein Stück weißer ungesäumter Stoff. Da es unter dem Helm verborgen ist, kann man auch ganz gut darauf verzichten.
Waffen
Die beiden Pila sind zweiteilig und müssen noch zusammengesteckt werden. Die Verbindung beim Pilum mit dem Kugelgewicht sitzt etwas locker, aber da hilft ein Tropfen Klebstoff.
Die Klingen von Schwert und Dolch sind aus Metall. Insgesamt sind die Waffen gut und schön verarbeitet. Die Scheide des Dolches ist schlicht und schmucklos auch die Verzierungen der Schwertscheide sind recht schlicht gehalten. Das Kurzschwert scheint mir etwa einen cm zu lang zu sein.
Ein echtes Schmuckstück ist der Schild. Und das von beiden Seiten. Die Holztextur und die Metallverstärkungen innen wurden toll dargestellt und sehr realistisch bemalt. Auch die Bemalung der Frontseite macht was her. Ein wenig schade finde ich, dass das Schild keine Legionsnummer trägt. Auch gibt ACI an keiner anderen Stelle Informationen zum historischen Background der Figur, wodurch sie ein wenig anonym bleibt.
Fazit
ACI hat mit dem Legionär eine schöne Figur geschaffen. Die Highlights sind der toll bemalte Schild und vor allem die sehr aufwendig gestaltete Lorica Segmentata. Ein paar Kleinigkeiten sind gut zu verschmerzen, wie etwa die blaue Hose, die aber weniger störend als auf den ersten Produktfotos wirkt (zudem ließe sie sich sicher leicht ersetzen) Auch ein paar historische Ungenauigkeiten finde ich wirklich nicht schlimm. Und so bin ich mit der Figur auch recht zufrieden.
Einen bitteren Nachgeschmack hinterlässt allerdings die schlechte Benutzerfreundlichkeit – Das endlose Gefrickel mit den Sandalen kostet wirklich Nerven. Warum hat ACI den Legionär in der Lieferausstattung mit den Fäusten versehen? Was einen Wechsel der Hände fast schon zwingend notwendig macht. Das beinhaltet die Gefahr, die Lorica Segmentata zu beschädigen, wie in meinem Fall trotz aller Vorsicht geschehen. So etwas müsste nicht sein, hätte ACI vorher darüber nachgedacht.
Rom Freunden kann ich die Figur durchaus empfehlen. Wer viel Wert auf historische Genauigkeit legt, wird sicher hier und da noch mal Handanlegen. Seit euch nur darüber klar, dass ihr noch etwas frickeln müsst, bevor ihr euch den Burschen ins Regal stellen könnt. Ich hoffe ihr habt da etwas mehr Geduld als ich. Die Hände solltet ihr vor dem Wechsel in jedem Fall erwärmen und seit beim Zugreifen sehr vorsichtig, um den Schienenpanzer nicht zu beschädigen.
und hier findet ihr Legionär und Optio bei S.P.A.C.E
Bewertung
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Verpackung
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Sculpting
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Paintjob
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Body/Beweglichkeit
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Outfit
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Zubehör
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Gesamteindruck/Fun Faktor
Die Figur kann sich sehen lassen. Erstmals eine Lorica Segmentata aus echten Schienen. Ob das den Preis rechtfertigt, sei dahingestellt.