Ein Review von Bernd Kamlah.
Was lange währt, wird endlich gut!???
Lange haben die Star Wars Fans auf einen Luke Skywalker zur Episode 5 gewartet. Als dann die Ankündigung zu einem Luke als Snowspeder Pilot – Rogue Leader kam, stiegen die Erwartungen bei mir persönlich weiter an. „Leider“ würde die Figur „nur“ von Sideshow kommen und nicht von Hot Toys, damit einhergehend bekam die Erwartungskurve einen ersten Knick bzgl. des zu erwartenden Headsculpts aber ich blieb optimistisch, weil die Neuauflage des Darth Maul von Sideshow als absolut gelungen angesehen werden kann und damit die Hoffnung aufkeimte, dass auch Sideshow einmal einen wirklich guten und „lifelike“ Headsculpt produzieren könnte.
Als es dann zu ersten Verzögerungen in der Produktion kam und die ersten Kommentare auftauchten, dies sei der Verbesserung des Headsculpts geschuldet, mischten sich die hohen optimistischen Erwartungen mit ersten Keimen des Zweifels an der Umsetzung durch Sideshow.
Ich bin also durchaus mit gemischten Gefühlen an die geschlossene Box herangetreten, als sie endlich ausgeliefert wurde.
Verpackung
Der Shipper schmucklos aber funktional, wie man es von Hot Toys / Sideshow gewohnt ist. Aber doch irgendwie ein bisschen klein für eine Figur mit Zubehör und zwei Köpfen und für den Preis noch dazu. Aber gut vielleicht wurde ja nur effizient verpackt.
Tatsächlich kommt die Box recht einfach gehalten daher. Auf der Front, die gleichzeitig ein Deckel mit einem Magnet ist, ist Luke ohne Helm abgebildet. Das Bild spielt geschickt mit Licht und Schatten und lässt das Gesicht im Wesentlichen im Halbdunkel verschwinden. Auf der Rückseite ein weiteres Bild von Luke in voller Montur mit Helm.
Öffnet man den magnetisch verschließenden Deckel, ist auf der Innenseite des Deckels ein weiteres Bild von Luke zu sehen. Durch ein „Schaufenster“ wird der Blick auf einen schmucklosen Plastikeinleger und der darin verpackten Figur sowie einem Teil des Zubehörs frei.
Öffnet man die Box zur Entnahme der Figur, wird es noch schmuckloser. Ein grauer Karton, der eher an einen Schuhkarton erinnert als an eine Präsentation für eine hochpreisige Sammlerfigur. Die Entnahme der beiden Plastikeinleger ist dann nur noch reine Formsache und die freudige Erwartung an die Figur ist auch inzwischen weitestgehend verflogen.
Figur
Welcher Body verbaut wurde ist mir leider nicht bekannt.
Die Beweglichkeit wird durch den Anzug soweit eingeschränkt, dass sie fast zu vernachlässigen ist. Ein First Order Stormtrooper mag hier noch etwas eingeschränkter sein aber nicht viel. Insbesondere die Beweglichkeit der Beine ist extrem eingeschränkt -sitzen kann der Pilot nicht – irgendwie suboptimal beim Fliegen.
Auch die Arme bekommt er kaum zusammen. Ein gezielter Schuss aus dem Blaster mit beiden Händen an der Waffe ist schlicht unmöglich. Die Waffe ist nur im Deutschuss oder einhändig zu verwenden.
Die auf einigen Fotos erkennbare „massige Erscheinung“ ist auf die Jacke zurückzuführen, die jedoch absolut filmgetreu als Kälteschutz ausgelegt, nun einmal etwas dicker daherkommen muss.
Outfit
Der Anzug besteht aus einem Overall, wie man ihn vom X-Wing Piloten her kennt, darüber die besagte Wärmeschutzjacke sowie eine weiße Weste mit dem darüber befestigten Lebenserhaltungssystem.
Auf der Jacke befinden sich sehr fein eingearbeitete Verwitterungen, die auf den meisten Bildern leider untergehen. Entlang der Ärmel sind Verschmutzungen je nach Lichteinfall sehr deutlich erkennbar auch an der Unterseite der Jacke sind einige Verschmutzungen erkennbar. Die weiße Weste hingegen scheint frisch aus der Rebellen-Allianz-Wäscherei zu kommen, zusammen mit dem Flight-Overall.
Die Handschuhe sind zweiteilig ausgeführt. Der Wechsel der Hände ist super einfach und geht schnell von statten. Dazu tragen auch die an JEDER Hand vorinstallierten Pegs bei. So wünscht man es sich, endlich wird mal nicht an den Pegs gespart. Es besteht zwar keine Gefahr, einen ernstlich zu beschädigen aber als Sammler kann man ja nie genug Ersatzteile haben.
Hände sind ausreichend verfügbar, um verschiedene Gesten darzustellen oder die mitgelieferten Waffen zu halten.
Die Fäuste hingegen wirken auf mich etwas zu klein dimensioniert. Da sie außer zu dem Shooting für das Review aber eh nie wieder den Karton verlassen werden, kann ich gut damit leben.
Es ist auch noch ein Paar Hände ohne Handschuhe dabei, was die Variabilität möglicher Szenarien noch erhöht. Auch diese Hände sind mit Pegs ausgestattet und der Wechsel ist super einfach.
Die Stiefel sind zweiteilig ausgeführt. Dadurch wird es endlich möglich, die Figur auch wirklich standfest aufzustellen. Sehr schön, es geht doch. Vorbei die Zeiten der einteiligen Hartgummistiefel, die den Einsatz des Figurenständers fast schon erzwungen haben. Ich werde die einteiligen Stiefel jedenfalls nicht vermissen.
Tatsächlich ist die Beweglichkeit der Füße durch die gewählte Konstruktion soweit gegeben, dass Luke in verschiedenen Winkeln der Beinstellungen immer die Sohlen vollflächig auf den Boden aufsetzen kann – sehr schön Sideshow.
Der Gürtel bzw. das Holster. Ein Drama! Schon wieder verwendet Sideshow (wie andere namhafte Anbieter übrigens auch) Magnete, die auf das Kunstledermaterial aufgeklebt sind. Das hat im Falle meiner Figur nicht einmal den Transportweg vom Auslieferungslager bis zu meinem Detolf gehalten. Die Magnete zur Befestigung der Pistolentasche lagen fein säuberlich zusammen magnetisiert in der Box – abgefallen, ohne Berührung. Damit aber nicht genug, sind auch die aus Metall gefertigte Halterung für das Lichtschwert und eine weitere am Gürtel befestigte Öse nur angeklebt anstatt angenäht, wie man das bei einer Figur dieser Preisklasse erwarten dürfte. Und natürlich haben auch die Klebestellen den Transportweg nicht überstanden.
Selbstverständlich wurde das nach deutscher Manier umgehend bei Sideshow als Mängelrüge zur Anzeige gebracht und tatsächlich kam bereits nach ca. einer Woche ein neuer Gürtel – leider mit dem gleichen inhärenten Problem – Magnete mit Kleber auf Kunstleder befestigt und verklebte Kunstlederteile – ich werde den Ersatzgürtel einfach in der Tüte lassen und in die leere Box legen. Ersatzteile kann man ja nie genug haben.
Das Problem wurde von mir mit Nadel und Faden gelöst.
Zubehör
Als Zubehör ist der Figur ein schmuckloser Figurenständer beigefügt. Kein Aufdruck, kein Namenszug, keine Textur, rein gar nichts. Wir erinnern uns, es handelt sich um eine Figur im 300 EUR Segment!
Das ist wirklich arm Sideshow.
Weiterhin gibt es diverse Auswechselhände, die alle soweit brauchbar sind, bis auf die zu klein geratenen Fäuste. Eine rechte Hand scheint speziell für die Aufnahme des Lichtschwertes ausgelegt zu sein, dazu kommen eine rechte und eine linke Schusshand und eine weitere rechte Hand, die für eine Geste oder den Einsatz der Macht gedacht zu sein scheint. Insgesamt ausreichend Variationsmöglichkeiten.
Eine Besonderheit ist ein zusammengelegtes Paar Handschuhe aus Plastik. Diese können sowohl am Gürtel befestigt werden als auch in den Händen der nicht behandschuhten Hände gehalten werden. Soweit ganz nett aber auch hier kam ein nichtklebender Kleber zum Einsatz und der Aufsatz des linken Handschuhs ist der Schwerkraft folgend in Richtung Erdmittelpunkt entschwunden. Warum man das nicht modelliert, sondern als nicht klebendes Teil aufbringt entzieht sich meiner Kenntnis.
Der Blaster ist okay. Im direkten Vergleich zum Hot Toys Blaster von Han Solo wirkt er eine Stufe billiger aber insgesamt fügt er sich in das Gesamtbild ein.
Das Lichtschwert kommt mit einer Besonderheit daher. Der Griff des Schwertes verfügt über einen Einsatz, der zur Verwendung kommt, wenn die Klinge nicht gezündet wurde. Soweit so gut. Ein baugleiches Ersatzteil befindet sich in einer kleinen Tüte in der Box. Da man das Teil nur einsteckt und der Griff mit dem Einsatz nach unten am Gürtel befestigt wird, haben die Entwickler hier wohl ihrer eigenen Konstruktion nicht so richtig viel Vertrauen entgegengebracht und vorsichtshalber gleich ein Ersatzteil beigelegt. Okay bislang hält es an meiner Figur.
Die Klinge kommt nicht wie üblich einfach zum Einstecken daher, sondern hat einen Aufsatz, der als Einsatz in den Griff dient, wenn man das Lichtschwert in Aktion darstellen möchte.
Sehr schön ist die fein eingearbeitete Textur.
Das hat Sideshow auch schon bei dem Lichtschwert von Darth Maul umgesetzt und kommt damit etwas höherwertiger daher als die texturlosen Lichtschwertklingen vergangener Tage.
Insgesamt ist die Farbe der Klinge aber doch sehr dunkel ausgefallen. Insbesondere im direkten Vergleich zu den Klingen von Hot Toys. Das sieht für mich nach Medicom aus, da ich das Schwert aber nicht nutze, stört es mich auch nicht weiter.
Köpfe
Das Beste zum Schluss!
Sideshow hat sich entschlossen, anders als beim X-Wing Pilot, Luke hier gleich zwei Köpfe mit auf den Weg zu geben.
Einer ist mit Helm, einer ohne.
Der Helm ist nicht abnehmbar. Der Kopf ist mit einer Haube dargestellt und sogar das Band zur Befestigung der Haube ist ausgearbeitet und in den Kinnbereich des Headsculpts eingelassen. Das Visier ist herunterklappbar. Etwas fummelig aber machbar. Das Mikrofon ist ebenfalls in einem kleinen Bereich verstellbar. Die Bemalung des Helmes lässt bei mir keine Wünsche übrig, sieht gut aus und scheint auch soweit ich das beurteilen kann filmauthentisch zu sein.
Wie aber sieht es mit dem Gesicht aus? – Ich habe mir dazu meine eigene Meinung gebildet und bin zu dem Schluss gekommen, dass es sich um einen ganz ordentlich modellierten Kopf für einen Snowspeeder Piloten aus Star Wars handelt. Nur leider erkenne ich Luke Skywalker nicht.
Wie schaut der Kopf ohne Helm aus?
Mein erster Eindruck war – Erschütternd, wie schlecht man auch heute noch modellieren kann. Ähnlichkeit mit Mark Hamill – für mich zumindest komplette Fehlanzeige, egal in welchem Winkel man auch hinschaut, Luke Skywalker kommt dabei nie heraus. Fiasko! Lautet folgerichtig meine persönliche Bewertung des Kopfes ohne Helm.
Handwerklich ist er dabei gar nicht so schlecht. Die Bemalung ist vielschichtig und detailliert. Auch die Schattierung des Hairsculpts geht voll in Ordnung, wenn da nur nicht „Luke Skywalker“ auf der Packung stünde. Als dümmlich dreinschauender 08/15 Pilot wäre die Figur echt klasse aber verdammt es sollte doch ein heldenhafter Luke sein und dann der Preis und die hohen Erwartungen . . .
Zusammenfassung
Die Figur konnte mich nicht voll überzeugen, gewinnt aber langsam an Akzeptanz.
Maßgeblich für meine Enttäuschung ist der in meinen Augen missratene Kopf ohne Helm. Ich kann beim Besten Willen keine Ähnlichkeit mit Mark Hamill feststellen. Klar erkennt man wer gemeint sein soll aber in der Preisklasse reicht mir das einfach nicht. Wenn ich einen Chirrut Imwe (Nebenfigur aus Rogue One) von Hot Toys anschaue, erhalte ich eine Figur, die dem Schauspieler Donnie Yen bis ins Detail ähnlichsieht, und das für einen Preis, der weit unter dem für Luke Skywalker (Hauptfigur der Star Wars Saga) liegt. Warum man sich hier nicht mehr Mühe gegeben hat oder einfach mal einen Sculptor, der etwas von seinem Handwerk versteht und auch noch die erwünschte und in der Preisklasse heute erforderliche Lifelikeness treffen kann, gefragt hat, verstehe ich einfach nicht.
Wäre da nicht der Namenszug Luke Skywalker und der meiner Meinung nach missratene Zweitkopf, wäre die Figur als Snowspeeder Pilot absolut in Ordnung.
Der Kopf mit Helm macht schon etwas her. Mit heruntergelassenem Visier und mit etwas Abstand zur Figur könnte man sogar noch einen Luke-ähnlichen Piloten erkennen und sich die Frage stellen, soll er das sein, der Held der Kindheit? Möglich!
Insgesamt wird man einen Snowspeeder-Piloten ohnehin nicht ohne Helm in die Vitrine stellen und so gesehen weicht die Enttäuschung dann zuletzt doch der Erkenntnis, dass Sideshow an der Figur viele Details sehr schön umgesetzt hat und sich viel Mühe bei der filmgenauen Umsetzung des Outfits gegeben hat.
Leider bleiben aber auch hier einige alte Schwächen unverändert. Verklebte Kunstlederteile und verklebte Metallteile auf dem Kunstledermaterial waren schon vor 10 Jahren Mist und sind es heute auch noch, nur dass sie etwa 4-mal teurer sind und es inzwischen sicher bessere Techniken gäbe. Ich sage nur Nadel und Faden.
Kaufempfehlung
Inzwischen ist die Figur bei Sideshow vergriffen und es gibt Wartelisten auch bei hiesigen Händlern. Die Nachfrage ist also da.
Wer bereit ist, den „unbehelmten“ Kopf in der schmucklosen Box zu lassen und dafür etwas mehr für eine Pilotenfigur mit entfernter Ähnlichkeit mit Luke Skywalker auszugeben, der mag es tun. Wer bereits einen X-Wing Piloten hat und kein „Komplettist“ ist, kann auf den Snowspeeder Piloten auch gut verzichten.
Meckerecke
Pro
+ filmgetreues Outfit
+ ausreichend Wechselhände mit Pegs
+ zweigeteilte Boots für eine Optimierung des Posings
Contra
– Preis-Leistung
– fehlende Ähnlichkeit mit Mark Hamill alias Luke Skywalker
– Lichtschwert zu dunkel
– Gürtel/Holster – Qualität der Klebestellen
– Verklebung des Bauteils auf den zusammengelegten Handschuhen
– ärmlicher Figurenständer ohne Schriftzug, Textur oder sonst irgendwas
– Verpackung – Plastickeinleger in grauer Pappschachtel
Und hier der S.P.AC.E Link
Bewertung
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Verpackung
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Sculping mit Helm
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Sculping ohne Helm
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Paintjob
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Body / Beweglichkeit
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Outfit
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Zubehör
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Filmauthentizität
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Gesamteindruck/Fun Faktor
Die Figur konnte mich nicht voll überzeugen, gewinnt aber langsam an Akzeptanz. Insgesamt okay – mehr aber auch nicht und der Fun Faktor leidet an der mangelhaften Beweglichkeit als Actionfigur.