ACI: Spartacus – Gladiator of Rome 2

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Die Firma ACI war lange Zeit vornehmlich als Hersteller von 1/6 Zubehör und Bekleidungssets bekannt. Seit einiger Zeit bringen sie nun auch komplette Figuren heraus.

In die Zeit der Antike stießen sie erstmalig 2010 vor und brachten einen Murmillo Helm aus Metall. Die Bezeichnung “Museum” 1/6 Scale Helmet trug dieser Helm ganz zu recht. Er ist eine nahezu perfekte Nachbildung eines Murmillo Helms, der im British Museum in London zu besichtigen ist. 2011 startete ACI dann die Warriors Serie mit Flamma –Gladiator of Rome. Von ein paar kleinen historischen Fehlern mal abgesehen, war dies eine fantastische Figur. Nun folgt mit Spartacus – Gladiator of Rome 2 die nächste Figur aus der Warriors Serie. ACI versucht mit dieser Figur zwei Lager zu bedienen – die Freunde historischer Figuren und die Fans der erfolgreichen Starz Fernsehserie Spartacus: Blood and Sand.

http://www.imdb.de/title/tt1442449/

Die Serie mag durchaus unterhaltsam sein, aber mit den historischen Fakten nimmt sie es nicht sehr genau. Die Gladiatur wird als wildes regelloses Gemetzel dargestellt. Einen Schiedsrichter sucht man vergeblich. Die meisten Kämpfe enden für einen der Kontrahenten tödlich. Auch entspricht die Ausstattung der Gladiatoren nicht der Gladiatorenausrüstung im Jahre 73 v. Chr. Beispielsweise gab es den Retiarius zu dieser Zeit noch nicht, ebenso wenig Visierhelme. Auch viele in den Arenaszenen verwendete Waffen kamen in der Gladiatur in Wirklichkeit nie zum Einsatz. Und manches Design ist reine Fantasy.

Marketingtechnisch lässt sich gut nachvollziehen, dass ACI versucht, die Popularität der Serie zu nutzen und einen Spartacus bringt.

Mit der Spartacus Figur setzt ACI dem 2011 verstorbenen Darsteller Andy Whitfield nun ein würdiges Denkmal in 1/6. Der historische Spartacus kämpfte als Murmillo. Nun hat ACI aber mit Flamma bereits einen Murmillo gebracht und statt einen weiteren Murmillo zu bringen, entschied man sich bei ACI, Spartacus als Provocator auszustatten. Dies entspricht zwar weder den historischen Fakten, noch dem TV-Spartacus, aber Gladiatorensammler werden es sicher begrüßen, eine neue Waffengattung in ihre Sammlung aufnehmen zu können.

Verpackung

Das Verpackungsdesign gefällt mir gut. Die Vorderseite zeigt eine Portraitansicht mit Provocatorhelm vor einer Aufnahme der Ruinen des Forum Romanum in dramatischem Abendrot. Auf den Seitenflächen ist die Figur einmal in der Vorderansicht und einmal in der Rückenansicht abgebildet. Die Rückseite zeigt  die Figur in unterschiedlichen Posen, liefert einen kurzen fünfzeiligen Text über den historischen Spartacus und listet die Highlights auf.

 

 

 

Und das ist drin:

– neu modellierter handbemalter Kopf mit großartigen Details
– neu entwickelter muskulöser Körper “Bruce” mit neu modellierter Brust und Torso, über 30 Artikulationspunkte und stabile Gelenke
– vier Paar Hände
– authentischer provocator-Helm (Plastik) mit Federn (pinnae)
– gekrümmtes Schwert sica (Metall & Plastik)
– Kurzschwert gladius (Metall & Plastik)
– kleines scutum Schild (Plastik)
– pectorale Brustblech (Plastik)
– Beinschiene ocrea am linken Bein (Plastik)
– Schulterblech rechts mit Löwenkopfverzierung (Plastik)
– breiter Gürtel mit Löwenkopfverzierung und Ornamenten
– gepolsterter Armschutz manica und Beinpolsterung im Gebraucht-Look
– Lendenschurz subligaculum

Kopf und Körper

Der Kopf ist sehr gut modelliert und bemalt. Das Vorbild, der Schauspieler Andy Whitfield als Spartacus ist meines Erachtens sehr gut getroffen.

Andrew- und Bruce Body im Vergleich
Andrew- und Bruce Body im Vergleich

Als Körper wurde der von ACI neu gestaltete „Bruce“- Body verwendet. Bruce unterscheidet sich von seinem Vorgänger Andrew (Flamma) vor allem durch den veränderten Torso. Während der Andrew-Body einen durchgehenden Torso hatte, ist Bruce hier zweiteilig und hat ein Gelenk unterhalb des Brustkorbs. Das ermöglicht mehr Posen und schafft eine größere Beweglichkeit im Oberkörper, während Andrew quasi eine starre Wirbelsäule hatte, und so in der Beweglichkeit etwas eingeschränkter war. Im Look schneidet der Andrew-Body aufgrund des durchgehenden Torsos besser ab; sichtbare Gelenke sehen meist nicht so gut aus. Wer aber auf Beweglichkeit setzt und seine Gladiatoren in unterschiedlichen Kampfposen abbilden will, ist sicherlich mit dem Bruce-Body besser bedient.

Der Körper ist detailreich texturiert, Muskeln und Adern treten deutlich hervor. Mir ist manches aber schon etwas zu überbetont, wie  das dramatisch herausgearbeitete Sixpack. Das ist  für meinen Geschmack schon zu sehr Bodybuilder. Die Gelenke sind zu Anfang noch etwas schwergängig. Hier empfiehlt es sich, die Gelenke vor dem ersten Posen mit einem Föhn etwas anzuwärmen, selbiges gilt für den Wechsel der Hände.

Die Waffengattung

Wie eingangs bereits erwähnt, stellt die Figur einen Provocator dar. Der Provocator (Herausforderer) ist seit der späten Republik durch zahlreiche literarische und bildliche Quellen belegt. Er kämpfte stets gegen Seinesgleichen. (Wobei es auch eine Darstellung in einem Relief gibt, die einen Provocator im Kampf mit einem Murmillo zeigt.)

Reenactment
Provocatoris im Kampf, Reenactment Amphitheater Xanten

Die Grundausstattung entsprach den meisten Gladiatorengattungen – Lendenschurz (subligaculum), Gürtel (balteus) und Polsterung am Schwertarm (manica)
Er trug einen kammlosen Helm mit Nackenschirm. Diese Helmart orientierte sich an dem zeitgenössischen Militärhelm vom Typ Weisenau Die Helme waren meist seitlich mit aufgesteckten Federn geschmückt (pinnae).
Der Provocator trägt eine halblange Beinschiene (ocrea) am linken Bein.
Sein Schild ist ein mittelgroßes scutum, welches etwas kleiner zu sein scheint als das scutum des Murmillos. Zusätzlich trägt er ein Brustblech (pectorale)
Seine Waffe war das Kurzschwert (gladius)

Ausrüstung /Zubehör

Werfen wir nun einen Blick auf die Ausstattung von Spartacus. Sämtliche Rüstungsteile sind aus Plastik, aber in einem schönen Metalllook bemalt. Schmuckstück ist hier der Provocator-Helm. Dieser wurde einem Helm aus der Gladiatorenkaserne in Pompeii nachempfunden und wirkt sehr authentisch. (siehe Junkelmann H 29, H 30) Natürlich wäre das kein Helm für den historischen Spartacus, denn zu seiner Zeit gab es noch keine Visierhelme. Die mitgelieferten Federn finde ich etwas groß. Sie sehen aus wie 1:1 Federn an einem 1:6 Helm, also ein maßstäbliches Problem. Man kann sie natürlich ohne weiteres gegen andere, besser passende Federn austauschen.

Das Brustblech scheint sich an einer Abbildung auf dem Hauptregister des Grabreliefs vom Stabianer Tor aus Pompeji zu orientieren (um 20-30 n. Chr.)Wenn man die historischen Abbildungen von Provocatores vergleicht, fällt auf, dass es die Brustbleche in unterschiedlichen Größen gab, meist bedeckten sie den Brustkorb. Manche sind aber größer und reichen fast bis zum Bauchnabel. Im Vergleich mit dem Relief aus Pompeji  scheint mir das Brustblech von Spartacus ein wenig zu kurz geraten sein. Auch befindet sich bei ihm ein zweites Blech auf dem Rücken, was sich mit keiner historischen Darstellung deckt. Die rückwärtige Ansicht eines Provocators zeigt stets, dass das Brustblech von zwei sich überkreuzenden Lederriemen getragen wurde

Provocatoris zu Spartacus Zeiten

Das Design für den Gürtel und die Beinschiene stammt von dem großartigen Customizer Oscar Hertin. Da Gürtel aus organischem Material waren, haben sich natürlich keine Originale erhalten. Einige Darstellungen zeigen aber kunstvoll verzierte Gürtel und da die Gladiatur ja durchaus ein Show-Spektakel war, sind solch verzierte Gürtel durchaus denkbar.

Die Beinschiene wurde von Oscar Hertin für einen Murmillo entworfen, für einen Provocator ist sie allerdings zu kurz. Davon abgesehen sieht sie sehr gut aus, wirkt auf mich aber eher antikisierend als authentisch.

Die Armpolsterung sieht gut aus und deckt sich mit historischen Abbildungen. (Kaiserzeit) Etwas fraglich ist das Schulterblech, aber es gibt Abbildungen aus der Spätzeit der Gladiatur, die auf einen möglichen zusätzlichen Schulterschutz schließen lassen.

Das Schild ist schön und detailreich gestaltet. Die Holztextur wurde sehr schön herausgearbeitet (für die Vorderseite wäre vielleicht eine Ledertextur angemessener gewesen, da die Schilde in der Regel mit Leder bezogen waren) Auch die Rückseite wurde mit viel Liebe zum Detail gestaltet. Einziger Haken – das scutum  ist zu klein für einen Provocator.  Ideal wäre es für einen Thraex.

Spartacus ist mit zwei Schwertern ausgestattet. Bei beiden ist die Klinge aus Metall. Die richtige Waffe ist das Kurzschwert (Gladius). Die Klinge sieht aus wie eine schlankere Fassung vom Typus Mainz. Die Sica, das gekrümmte Schwert war die Waffe eines Thraex und passt deshalb nicht zu einem Provocator. (Aber man freut sich natürlich immer über ein paar zusätzliche Waffen im Fundus, zumal die neu angekündigte Figur von ACI ein Thraex ist. Dieser kommt mit zwei Beilen (!) und ohne Schild und Sica. Diese sollte er dann von seinem Kumpel Spartacus bekommen.) Die Spartacus Sica passt übrigens auch eher ins erste Jahrhundert n. Chr. Für den Handschutz kann ich keine Belege finden. Auch scheint sie mir etwas zu groß geraten zu sein. Realistischer ist da beispielsweise die sica von Celadus (Kaustic Plastic)

Sica Spartacus und Sica Celadus (Kaustic Plastik) im Größenvergleich

Fazit.

Alles in allem ist Spartacus eine schöne Figur geworden. Wer einfach nur einen coolen Gladiator will, wird sicherlich viel Freude an der Figur haben. Ich persönlich hätte es gut gefunden, wenn ACI die historischen Fakten etwas besser recherchiert hätte und die Ausrüstung entsprechend gestaltet hätte.

Bewertung

  • Verpackung 9
  • Sculpting 8
  • Paintjob 8
  • Body/Beweglichkeit 7
  • Outfit 8
  • Zubehör 8
  • hist. Authentizitöt 5
  • Gesamteindruck/Fun Faktor 8
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Summary

Alles in allem ist Spartacus eine schöne Figur geworden. Wer einfach nur einen coolen Gladiator will, wird sicherlich viel Freude an der Figur haben.

7.6 Cool

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