Dioramenbau Teil 2 – Materialien

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Im zweiten Teil unserer Serie zum Thema Dioramenbau wird es nun praktisch, denn wir werden über diverse Materialien und deren Verarbeitung sprechen. Ich hoffe, dass dabei auch die ein oder andere brauchbare Anregung herauskommt. Primär behandeln wir dabei den Maßstab 1:6, aber vieles davon lässt sich auch problemlos auf etwas kleinere Maßstäbe übertragen.

Ich unterscheide grundsätzlich zwei Arten von Dioramen: das Ausstellungsdiorama und das Fotodiorama. Beide haben natürlich viel miteinander gemeinsam, aber es gibt auch ein paar Unterschiede.

Das Ausstellungsdiorama soll einer wirklichen Betrachtung standhalten, es steht in einer Vitrine oder wird tatsächlich in einer Ausstellung gezeigt. Es braucht also einen sauberen Abschluss und muss möglichst aus jedem Blickwinkel gut aussehen. Das Auge lässt sich im Gegensatz zur Kamera nicht so leicht täuschen, deshalb kann man einige Techniken wie etwa eine forcierte Perspektive meist nicht zum Einsatz bringen, auch funktioniert die Verwendung von Fototexturen im Hintergrund hier oft nicht so gut.

Ein Fotodiorama ist ein Set, das einzig und allein für Fotos aufgebaut wurde. Ähnlich wie bei Filmkulissen ist es dabei egal, wie es jenseits des Kadrierung aussieht. Auch kann das Kameraauge leichter getäuscht werden. Das Foto einer Wand aus grob behauenen Steinen im Hintergrund, sieht auf den Bildern des Dioramas dann wirklich wie eine solche aus, während es in der „live“ Betrachtung des Dioramas natürlich als Fläche ohne Struktur und Vertiefungen zu entlarven ist.

Im letzten Kapitel wurde bereits erwähnt, dass wir bei Dioramen in einem großen Maßstab schnell ein Platzproblem bekommen, d. h. man muss sich entweder auf einen kleinen Ausschnitt konzentrieren und zeigt vielleicht nur die Ecke eines Zimmers und nicht den gesamten Raum oder man wählt eine modulare Bauweise, so dass man sein Diorama jederzeit wieder zerlegen kann, um Platz für Neues zu schaffen. Wer nur ein einziges Diorama etwa zu seinen Lieblingsfilm bauen will, hat die Probleme vielleicht nicht. Ist man aber erst mal angefixt vom Dioramenbau und hat man keine große Halle zur Verfügung, bleibt einem nichts anderes übrig als modular zu bauen. Das ist für mich der Hauptgrund warum ich fast ausschließlich Fotodioramen baue.

Im Folgenden stelle ich nun einige Materialien vor, die häufig zum Einsatz kommen.

 

Papier

Ein sehr einfacher aber nicht wenig effektvoller Hintergrund lässt sich aus Papier gestalten.

So bekommt man z. B. im gut sortierten Bastelgeschäften bedruckte Fotokartons, die z.B. eine Ziegelwand oder eine Holzwand zeigen. Einfach die Fotopappe mit Hilfe von ein paar Stecknadeln auf einer Styroporplatte befestigen und schon hat man einen recht brauchbaren Hintergrund.

Im Zubehör für Puppenstuben findet man auch einige Parkettböden aus Papier. Diese sind zwar eigentlich für den Maßstab 1:12 gedacht, lassen sich aber auch gut für 1:6 verwenden.

Auch gut für Hintergründe sind diverse Strukturtapeten geeignet. Schaut euch einfach mal in der Tapetenabteilung des nächsten Baumarkts um. Ihr werdet mit Sicherheit einige Tapeten mit einer feinen Struktur entdecken, die sich sehr gut als Wände in einem Diorama machen.

 

Natürlich kann man auch seine eigenen Fototexturen herstellen, z. B. Tapeten im Maßstab 1:6, um dann damit ein Zimmerdiorama zu tapezieren.

Auch lassen sich diverse Details mit Hilfe von Fototexturen darstellen wie etwa die Glasbausteine in diesem Foto. EIne sehr gute Quelle für Texturen aller Art ist CG-Textures

Man kann solche Texturen dann selbst ausdrucken und größere Flächen dann zusammenkleben. So habe ich es bei den Wänden in diesem Beispiel und auch bei den tapezierten Zimmern gemacht. Diese Vorgehensweise hat aber zwei Nachteile: Es geht eine Menge Druckerfarbe dabei drauf und oft lässt es sich nicht vermeiden, dass man die Klebekanten sieht.

Ich bin deshalb nach diesen ersten Versuchen dazu übergegangen Fototexturen als Poster ausdrucken zu lassen. Das hab ich häufig für die Wände in Patrizierhäusern gemacht. Dazu hab ich auf der Basis von Fotos, die ich an Orten wie Pompeji und in Museen aufgenommen habe, in Photoshop die Fresken zusammengebastelt und dann als Poster bei Posterjack drucken lassen.

Natürlich kann man mit Marmor und Mosaikböden genauso verfahren. Meine römischen Texturen seht ihr in diesem Album auf der Memento Mori Facebook Seite.

 

Styropor

Um es gleich vorweg zu sagen, Styropor gehört zu den Materialien die ich aufrichtig hasse, denn die Arbeit damit macht eine Menge Dreck. Es ist wirklich kein Vergnügen die kleinen, leichten Styroporkügelchen, die beim Sägen order Schneiden von Styropor anfallen, wieder aus der Wohnung zu bekommen. Styropor gibt es in unterschiedlicher Dichte und Stabilität. Es empfiehlt sich Styropor mit einer möglichst hohen Dichte zu verwenden.

Man kann es, wie schon oben erwähnt, als Trägermaterial für Fototexturen verwenden und auch einfach ein paar Styroporplatten mit ein paar Schaschlikstäbchen zu Räumen zusammenzustecken. Solange es sich um tür- und fensterlose Räume handelt, macht das noch keinen Dreck…

Der Spaß fängt an, wenn man Fenster und Türen einbaut und das Material schneidet. Eine Styroporplatte ist 1 m x 0,5 m groß. Das ist ein ganz brauchbares Maß um daraus 1:6 Zimmer zu bauen. Der Vorteil von Styropor ist, seine Leichtigkeit und dass es recht preiswert ist. Häufig verwende ich Styropor auch für Unterbauten.

Aus Styropor findet man auch diverse Zierleisten in Baumärkten. Diese machen sich ganz gut als Stuck in einem Zimmer.

 

Modur

Kommen wir nun zu einem meiner Lieblingsmaterialien – Modur. Das Profimaterial Modur ist ein Duruplat Hartschaum, hergestellt von der Firma Puren. Man bekommt es z. B. bei ConradEin Paket Modur enthält fünf Platten in einer Größe von 50 x 50 cm. Davon 3 Platten mit einer Tiefe von 5 cm, eine Platte mit einer Tiefe von 8 cm  und eine Platte  mit einer Tiefe von 1,5 cm. Ein Karton Modur kostet etwa 42 Euro. Bei kleineren Maßstäben kann man Modur gut für den Landschaftsbau verwenden, um daraus z.B. Felsen zu gestalten. In größeren Maßstäben kann man es toll für Wände benutzen.

Modur lässt sich spielend leicht bearbeiten, Man braucht dafür kein bestimmtes Werkzeug. Es könnte theoretisch auch einfach mit den Fingernägeln bearbeitet werden. Ich säge es mit einer feinzahnigen Säge oder schneide es mit einem feingezackten Messer. Um Strukturen einzubringen, benutze ich einfach ein paar Zahnarztwerkzeuge oder einen stumpfen Bleistift. Das Material ist recht weich und von daher auch bruchanfällig, deshalb sollte man beim Bearbeiten nicht zuviel Druck ausüben.

Nachdem die gewünschte Struktur eingearbeitet ist, staube ich die Teile ab und grundiere sie zunächst  deckend  mit schwarzer Acrylfarbe aus dem Baumarkt. Der Hartschaum zieht dabei einiges an Farbe, so dass bei der Grundierung schon einiges an Farbe draufgeht. Durch das Bemalen wird Modur etwas stabiler, bleibt aber weiterhin bruchanfällig.

Nachdem die Grundierung getrocknet ist, streiche ich die Wände in der Hauptfarbe z. B. Grau. Dabei darf in den Vertiefungen hier und da ruhig die schwarze Grundierung durchscheinen. In einem letzten Arbeitsgang wird die Wand dann noch mal  in einem helleren Farbton trocken gebürstet, d.h. man streicht die aufgenommene Farbe vorher an einer Zeitung ab, so dass sich kaum noch Farbe am Pinsel befindet, so erreicht man, dass nur die erhabenen Stellen heller erscheinen.

Bei den Tempelruine  habe ich dann noch mit Hilfe von Sprühkleber Moos aus dem Modelleisenbahn Zubehör aufgebracht.

 

Heki-Dur

Es gibt zwei unterschiedliche Arten von Heki-Dur Platten. Einmal solche die schon geprägt sind. Diese sind im H0 Maßstab und somit für unsere Zwecke meist ungeeignet. Dann gibt es noch ungeprägte Platten. Das sind die, auf die ich mich beziehe. Die Platten sind etwa 30×60 cm groß. Ein Set enthält 4-5 Platten, Es gibt dabei unterschiedliche Sortierungen:
Alle Platten in der gleichen Stärke(3mm)
und eine Mischung unterschiedlicher Stärken (1mm, 3mm, 4mm und 6mm).
Man bekommt Heki-Dur in gut sortierten Modelleisenbahnläden. Eine Packung kostet 8-9 Euro.

Man kann Heki-Dur für vieles verwenden, es lässt sich einfach schneiden, prägen, kleben und bemalen. Ich nutze Heki-Dur meist für zwei Zwecke.

  •   Zur Imitation von Stein.
  •   Zur Imitation von Holz

Beginnen wir mit der Stein Imitation. Zunächst schneide ich meine Teile mit einem Skalpell zurecht.

 


Dann präge ich die einzelnen Teile. Fugen ziehe ich mit dem Lineal und einem weichen Bleistift. Um dem Stein eine gewisse Textur zu geben, drücke ich kleine kantige Steine in die Oberfläche und reibe kleine Steinchen mit dem Handballen über die Oberfläche. So entstehen eine Reihe von Vertiefungen und Unebenheiten.

Dann folgt die Bemalung.  Ich nutze dazu wieder Acrylfarben aus dem Baumarkt. Also die üblich Vollton- und Abtönfarbe, wie man sie auch fürs Wände streichen benutzt. Zunächst wird alles deckend schwarz grundiert.
Dann erfolgt nach dem Trocknen der Grundierung der Anstrich in der Grundfarbe. Das ist bei Stein oft grau. Hierfür verwende ich schon weniger Farbe, so dass die tiefen Einprägungen im Material durchaus schwarz bleiben können. (Man kann auch etwas Sand unter die Farbe mischen, um so eine aufliegende Körnigkeit zu produzieren.) Dann wird im einem helleren Farbton trockengebürstet.

Wenn ich Heki-Dur für Wände benutze, klebe ich die Heki-Dur platten mit Weißkleber oder mit Doppelklebeband auf Styroporplatten.

Die Simulation von Holz erfolgt ähnlich. Also erst die Teile zuschneiden und dann prägen. Mit Lineal und Bleistift unterteile ich die einzelnen Planken. Für die Holzmaserung benutze ich gerne einen kleinen Wimpernkamm Die äußeren dicken Zacken habe ich abgesägt. So kann man schöne parallele Wellenlinien auf der Heki-Dur Oberfläche erzeugen. Zusätzlich präge ich noch ein paar stärkere Vertiefungen und Astlöcher mit einem Bleistift, Kuli oder Filzer ein.

Die Bemalung erfolgt auf die gleiche Weise wie bei Stein. Schwarz grundieren. Dunkelbraun für die Hauptfarbe und ein heller Braunton zum Trockenbürsten.

Natürlich kann man auch andere Farben benutzen um bemaltes verwittertes Holz darzustellen.

Mein Wimpernkamm hat mittlerweile alle Zacken verloren und ich muss mir mal einen neuen besorgen. Die letzte “Holzarbeit” habe ich nur mit einem Bleistift eingeprägt. Das Resultat wirkt dann etwas gröber, aber durchaus kein schlechter Effekt.

Wenn man etwas Großflächiges herstellen will, kann man statt Heki-Dur auch Laminatunterlagen verwenden. Die Materialeigenschaften sind nahezu identisch. Eine Packung kostet hier etwa 18 -20 Euro und enthält in der Regel 3,6 Quadratmeter.  Die Platten sind oft auf einer Seite geprägt, aber das kann auch ein ganz netter Effekt sein.

 

Holz

Natürlich kann man Holzplatten auch für die Konstruktion von Wänden benutzen und die Platten miteinander verschrauben. Das ist dann angebracht, wenn eine Konstruktion besonders stabil sein muss. Bei Fotodioramen kommt diese Technik allerdings eher nicht zum Einsatz. Holz bietet sich an, wenn es:

  •  um die Darstellung von Balken und Planken geht.
  • Metallverstrebungen / Gitter zu imitieren
  • Zierwerk wie Stuck darzustellen
  • und zur Herstellung einfacher Möbel


Gut verarbeiten lässt sich dabei das sehr weiche Balsaholz. In Baumärkten findet man auch diverse Leisten und Profilhölzer mit deren Hilfe sich eine Menge zaubern lässt.

 

Diverses aus dem Baumarkt

Schon häufiger habe ich in diesem Artikel Baumärkte erwähnt. Sie sind eine gute Quelle für alles Mögliche. Wenn man mit einem geschärften 1:6 Blick einen Baumarkt erkundet wird man eine Menge Material finden, das gut in eine 1:6 Welt passt oder dafür zweckentfremdet werden kann. Ein paar Beispiele:

Ein PVC Boden mit schöner Holztextur in der richtigen Größe

 

Aus selbstklebender Dc-Fix Folie kann man auch ganz einfach eine Menge zaubern

 

PVC Abflussrohre werden rostige Rohre in einem Industrie Set.

 

Die Balustrade ise eine Rohrleitungsisolierung aus Schaumstoff,

 

Die Fensterblenden wurden aus einer Heizkörperverkleidung heraus gesägt,

 

Das ist ein kleiner Schaltkasten für Elektroinstallationen.

 

Ich hoffe, dass ich euch mit diesem Artikel ein paar Anregungen geben konnte. Ein fettes Album mit Beispielbildern findet ihr auf unserer Facebook Seite.

Im nächsten Teil der Reihe beschäftigen wir und dann mit dem Thema “Grünzeug”.

 

 

 

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