Nach Flamma, Spartacus und Maximus präsentiert ACI mit Priscus die vierte Figur der Warriors Reihe und den dritten Gladiator. Wie schon zuvor bei Spartacus werden auch bei Priscus historische und fiktionale Elemente aus der Spartacus Blood and Sand Serie miteinander vermischt. Ich werde diese im Verlaufe des Reviews noch aufdröseln und die Herkunft der Elemente klären. ACI hat die Figur Priscus und nicht Crixus genannt. Das kann aus lizenztechnischen Gründen geschehen sein, aber wahrscheinlicher ist, dass man hier einen korrekten historischen Kontext implizieren wollte, denn der nächste ACI Gladiator wird Verus heißen und dieser war ein Gegner von Priscus wie es in einem Text von Martial überliefert wurde. Doch auch dazu später mehr. Wenden wir uns jetzt erst einmal der Figur zu.
Verpackung.
Wie auch schon bei den Vorgängern der Serie wurde die Box aufwendig und schick designt. Die Vorderseite und die Seitenteile zeigen Priscus in voller Montur mit Helm.
Auf der Rückseite sehen wir Priscus dann ohne Helm, ein paar kleinere Abbildungen der Figur, eine Auflistung der Highlights und des kompletten Inhalts. Das rechte Seitenteil überlappt die Seitenfläche und ist magnetisch verschlossen.
Wenn wir die Box aufklappen schauen wir zunächst auf ein sehr nett gestaltetes Einsteckblatt, das den Helms vor den beiden gekreuzten Äxten zeigt, der Hintergrund wirkt pergamentartig. Auf der Innenseite des Deckels sehen wir unten eine Abbildung des Kolosseums, leicht transparent auf Pergamenttextur überblendet. Das Pergament trägt passend zum Thema etliche Blutflecken und den Text:
Hier wird Bezug auf den Kampf Priscus vs. Verus aus dem oben bereits erwähnten Martial Text genommen. Allgemein wird angenommen, dass dieser Kampf bei den Eröffnungsfeierlichkeiten des Flavianischen Theaters (Kolosseum) 80 n. Chr. stattfand. Allerdings gibt es dafür keine absolut gesicherten Erkenntnisse.
Der historische Priscus
Martial, Liber de Spectaculis, XXIX
Während Priscus und Verus den Streit länger und länger ausdehnten,
und während der Kriegsgott ihn beiderseits in der Schwebe hielt,
verlangte das Volk für die Männer mit lauter Stimme wiederholt die missio (Entlassung, Begnadigung)
Aber der Caesar gehorchte der von ihm selbst verkündeten Regel, die darin bestand, dass gekämpft werden musste, bis einer den Schild niedergestellt hatte und den Zeigefinger hob.
Wieder und Wieder spendete der Caesar, wie es ihm freistand, kostbare Platten und andere Auszeichnungen.
Doch musste er noch einen Weg finden, das unentschiedene Duell zu beenden:
Ebenbürtig im Kampf, stellten die Männer auch ebenbürtig das Gefecht ein. Beiden verlieh der Caesar den Holzstab der Freiheit und die Palme des Sieges.
So erhielten Tapferkeit und Fechtkunst ihren Lohn.
Noch unter keinem Kaiser außer Dir, Caesar, hat es so etwas gegeben.
Zwei Männer haben gekämpft und beide waren Sieger.
(Zitiert nach Marcus Junkelmann – Gladiatoren das Spiel mit dem Tod)
Den Schild niederzulegen und den Zeigefinger zu heben, war Teil des Kapitulationsgestus.
Im Lateinischen Text heißt es lex erat, ad digitum posita concurrere parma. Das erlaubt einen möglichen Rückschluss auf die Waffengattung. Mit parma wurde ein Kleinschild bezeichnet. Kleinschildner waren Equites, Thraeces und Hoplomachi. Da nur parma und kein scutum (Großschild) genannt wird, müssen beide Kontrahenten Kleinschildner gewesen sein. Es kommt also die Paarung Eques vs. Eques oder die Paarung Thraex vs. Hoplomachus in Frage.
Die Equites lieferten stets den Eröffnungskampf. Da der beschriebene Kampf aber wohl ein Höhepunkt der Spiele war, ist die zweite Paarung, die in der frühen Kaiserzeit recht häufig war, die wohl wahrscheinlichste.
Der Kampf Priscus vs. Verus kommt auch in der BBC Doku Colosseum: Rome’s Arena of Death vor. Aber sowohl die Darstellung des Kampfes als auch die Ausrüstung der Kontrahenten sind völliger Unsinn.
Ein weiterer Priscus begegnet uns in einem mittlerweile leider zerstörtem Graffiti (Casa del Labirinto). Die Zeichnung zeigt den Thraex Priscus in seinem Kampf gegen den Murmillo Herennius. Dieser hat den Schild niedergelegt und den Zeigefinger als Zeichen der Aufgabe gehoben, doch die missio wurde ihm verweigert.
Den Inschriften ist zu entnehmen: Priscus aus dem neroianischen Ludus, 6 Kämpfe, hat gesiegt. Herennius, freier Gladiator 18 Kämpfe, zugrundegegangen. Pompeji ging 79 n. Chr. Durch den Ausbruch des Vesuvs unter. Ob nun dieser Priscus mit dem Priscus aus dem Martial Gedicht identisch ist, kann man natürlich nicht sagen. Ich konnte keine Angaben darüber finden, wie häufig der Name Priscus vorkam. Zumindest theoretisch könnte es sich um ein und dieselbe Person gehandelt haben.
Der Priscus von ACI ist seitens seiner Rüstung eindeutig als Thraex zu identifizieren und passt zu beiden historischen Priscus Figuren. Folgt man der Argumentation basierend auf den Kleinschilden, müsste Verus dann ein Hoplomachus sein. ACI macht allerdings einen Dimachaerus aus ihm.
Auf der Frontseite der Priscus Box steht der Untertitel „Undefeatable Gaul of Capua“ In der bereits erwähnten BBC Doku machte man aus Priscus zwar auch einen Gallier, aber Quellen über seine Herkunft gibt es nicht und auch nicht darüber, dass er aus einem Ludus aus Capua kam. Die Textzeile auf der Box stellt die Figur wieder recht eindeutig in den Kontext der Spartacus Serie, in der Crixus als „unbesiegbarer Gallier“ aus dem Ludus Batiatus in Capua portraitiert wird.
Head Sculpt
Der Kopf ähnelt dem Schauspieler Manu Bennett, der in der Spartacus Serie den Gladiator Crixus spielt. Modelling und Paintjob wurden gut ausgeführt. Manu Bennett ist durchaus wiederzuerkennen, jedoch zu 100 % wurde der Schauspieler nicht getroffen. Aber es ist ja auch Priscus und nicht Crixus, kann man an dieser Stelle argumentieren. Für sich genommen ist es ein guter und sicherlich passender Kopf für den Charakter. Gut gefällt mir auch, dass er ein paar kleine blutige Schrammen im Gesicht hat.
Body
Als Körper wurde hier wie schon zuvor bei Spartacus der Bruce Körper verwendet. Näheres zum Bruce Körper findet ihr im Spartacus Review unter der Überschrift Kopf und Körper.
Zum Body gehören insgesamt acht Hände. Ein paar entspannte Hände und sechs unterschiedlich stark geschlossene Hände zum Halten von Gegenständen und Waffen. Eine rechte Hand hat dabei einen klassischen Abzugsfinger. Das rührt wohl daher, dass die Hände zur Body Grundausstattung gehören, also auch für moderne Figuren Verwendung finden können. Schade dabei ist, dass es nur eine rechte Hand mit abgespreiztem Zeigefinger gibt, denn an der Linken Hand könnte man damit schön eine Kapitulationsgeste stellen.
Bekleidung
Wie alle Gladiatoren ist auch Priscus nur spärlich bekleidet er trägt das übliche subligaculum (Lendenschurz) und darüber einen sehr breiten, reich verzierten Ledergürtel mit sich überlappenden Fransen, die eine Art Rock bilden . Der Gürtel sieht wirklich klasse aus und orientiert sich abermals an der Spartacus Serie.
Historisch lassen sich keine Belege für das Vorhandensein solcher Gürtel finden. Es handelt sich dabei um Gladiatorenmode „made in Hollywood“. Aber wie schon gesagt, er sieht schon klasse aus.
Rüstung
Der Helm
Das Schmuckstück ist natürlich der Helm. Hier haben wir es mit der exakten Nachbildung des Attisch Böotischen Visirhelms H7 zu tun.(siehe Marcus Junkelmann, Gladiatoren Das Sliel mit dem Tod) Es ist ein Helm vom Subtypus Chieti aus der ersten Hälfte des ersten Jahrhunderts und stammt aus der Gladiatorenkaserne in Pompeji.
Durch die Greifprotome ist er eindeutig als Thraexhelm zu identifizieren. Der Helm ist mehrteilig. Man setzt zu erst den Helm auf, setzt dann das Visir und die Augengitter ein. Der Helm ist aus Plastik, macht aber in der Bemalung eine guten metallischen Eindruck.
Die Beinschienen
Hohe Beinschienen wurden paarweise von den Gladiatoren Thraex und Hoplomachus verwendet. Auch diese Beinschienen beruhen auf Funden aus Pompeji. (B1/B2)
Sehr schön ist dabei, dass ACI sich für die einfachen schmucklosen ocreae entschieden hat. Hohe und reichhaltig verzierte Beinschienen hatte der Thraex von Kaustik Plastic. Gladiatorensammler wie ich freuen sich demzufolge, nun beide Modelle in der Sammlung zu haben.
Helm und Beinschienen passen also gut zu einem Thraex und da beide vom gleichen Fundort stammen, passen sie auch zeitlich gut zueinander und auch zu Priscus als Thraex im Jahre 80 n. Chr. Da hört es aber dann auch schon auf mit der historischen Authentizität.
Der Armschutz.
Die manica wurde tatsächlich aus Kettengliedern gefertigt, was natürlich toll ist. Leider sieht sie ein bisschen sehr neu aus. Hätte man sie etwas gealtert, sähe sie noch wesentlich besser aus. Priscus trägt sie direkt auf der Haut. Historisch halte ich das für unwahrscheinlich. Ich denke, auch eine solche Manica wäre mit einer Unterpolsterung ausgestattet gewesen.
Zweifelsohne gab es diesen Armschutz aus Kettengeflecht, allerdings frühestens ab dem 2. Jahrhundert. Also erst über 120 Jahre nach dem Kampf zwischen Priscus und Verus. Zu einer Manica dieser Art würde dann wohl eher ein Helm vom Subtypus Berlin passen.
Wie ja bereits bekannt sein dürfte, war bei der Fernsehserie Spartacus historische Authentizität bestenfalls eine marginale Überlegung. So trägt auch Crixus 73 v. Chr. eine Kettenmanica. Auch wenn Kettenhemden schon für das 4. vorchristliche Jahrhundert bezeugt sind und bei den Römern ab dem 3. Jahrhundert v. Chr in Form der Lorica Hamata Verwendung fanden, taucht diese Art von Armschutz in der Gladiatur wohl erst wesentlich später auf.
Am rechten Unterarm trägt Priscus eine gepolsterte Manica, was jedoch unüblich war. Antiken Darstellungen zufolge wurde die Manica nur am Schwertarm getragen. Von den historischen Fehlern aber mal abgesehen wurde der Armschutz an beiden Armen 1A umgesetzt.
Bewaffnung
Priscus hat als Waffen zwei Äxte im Gepäck. Diese wurden toll umgesetzt. Die klingen sind aus Metall. Diese Waffen nehmen einmal mehr Bezug auf die Spartacus Serie, denn auch dort kamen sie zum Einsatz.
Historisch ist das natürlich wieder mal Unsinn. Denn diese Waffen kamen definitiv nicht in der Gladiatur vor. Deshalb wäre es sehr schön gewesen, hätte ACI ihn noch zusätzlich mit den korrekten Waffen ausgestattet. Für die Szenen in der Arena hat Priscus sich einen Schild und eine sica bei den Kollegen ausgeliehen.
Fazit
Priscus ist eine großartige Figur. Highlights sind vor allem der Helm und die Beinschienen. Ich selbst finde es immer klasse, wenn Figuren historisch korrekt sind. In dieser Hinsicht bin ich vielleicht ein bisschen kleinlich. Das soll aber in keinem Fall die Qualität dieser an sich tollen Figur schmälern. Wenn man einen historisch korrekten Gladiator will, dann muss man ein paar Dinge ändern. Wem das Geschichtliche aber vollkommen Schnuppe ist und wer Fan der Spartacus Serie ist, der wird die Figur sicherlich lieben.
Einen kleinen Kritikpunkt habe ich noch hinsichtlich der Qualität der Bemalung. Als ich die Fotos in der Arena machte und Priscus und Flamma in Pose brachte, fiel er mir ein paar Mal auf die Nase. Dadurch gab es einen kleinen Farbabrieb an der Nase und am Kinn. Das ließe sich durch eine kleine Schaumstoffpolsterung im Helm oder durch einen haltbareren Farbauftrag sicherlich vermeiden.
Wie immer findet ihr noch weitere Fotos in unserem Facebook Album.
Priscus ist bei S.P.A.C.E noch vorrätig.
Bewertung
-
Verpackung
-
Sculpting
-
Paintjob
-
Body/Beweglichkeit
-
Outfit
-
Zubehör
-
Gesamteindruck/Fun Faktor
Wie bei anderen Gladiatoren von ACI ist Priscus eine Mischung aus historisch korrekten Teilen und Hollywood Rom.