Seit einigen Jahren ist Retro wieder schwer angesagt. NECA produziert Figuren nach dem Vorbild von Mego, Funko bringt in der ReAction Serie Figuren im 3 ¾ Inch Kenner-Style. Gentle Giant bläst dieses Figuren auf ein 12 Inch Jumbo Format auf und Kotobukiya produziert Statuen im Stil der Super Power Collection von Kenner. Ob und wie sehr einem diese Retro Veröffentlichungen gefallen ist sicher Geschmackssache. Vielleicht spricht diese Welle ja die Sehnsucht nach einer verlorenen Unschuld an, die Rückbesinnung auf unsere Kindheit und in eine Zeit, in der Actionfiguren noch Spielzeug waren. Wir nehmen das zum Anlass, mal einen Blick auf die Geschichte der Actionfiguren zu werfen.
50er Jahre: Die Mütter der Actionfiguren
Die Geschichte der Actionfiguren oder vielleicht besser die Vorgeschichte beginnt in Deutschland mit einer Figur, die nicht Spielzeug war, sondern sich an erwachsene Sammler richtete und auch schon zwei noch heute populäre Formate vorwegnahm. Wir verdanken die Großmutter aller Actionfiguren, man höre und staune, der BILD Zeitung. Wir stellen vor – Lilli.
Lilli war ein Comic von Reinhard Beuthien, der von 1952 bis 1961 in der BILD erschien. Er wurde so populär, dass die Bild-Redaktion 1953 beschloss, eine Puppe als Werbemittel nach dem Vorbild der Titelfigur produzieren zu lassen.
Der Modelleur Max Weißbrodt der Spielzeugfabrik Hausser in Neustadt bei Coburg fertigte nach Beuthiens Zeichnungen einen Prototyp der Puppe, die von 1955 bis 1964 produziert wurde. In dieser Zeit gab es auch Kleidung und Zubehör zu kaufen. Im gesamten Produktionszeitraum wurden rund 130.000 dieser Puppen produziert. Es gab sie in zwei unterschiedlichen Größen 11 ½ Inch und 7 Inch.
Ruth Handler, die Mitbegründerin der Firma Mattel, entdeckte die Puppe 1958 bei einem Europaurlaub in einem Schaufenster und schuf nach deren Vorbild Barbie, die am 9. März 1959 auf der US-amerikanischen Spielzeugmesse vorgestellt wurde.
Mattel kaufte 1964 die Rechte an der Lilli Puppe. Daraufhin musste die Produktion in Deutschland eingestellt werden. Heute ist die Bild-Lilli – wie die frühen Barbies – ein Sammlerstück und erzielt, je nach Originalverpackung, Zubehör und Erhaltung, Preise von mehreren tausend Euro.
So wurde Barbie die Mutter aller Actionfiguren. Ruth Handler benannte sie nach ihrer Tochter Barbara. Handler hatte noch einen Sohn und der hieß… ganz genau! Sein Name war Ken. Barbie ist bis heute die bekannteste und kommerziell erfolgreichste Puppe der Welt.
60er Jahre: Don’t call him a doll!
Nach dem großen Erfolg von Barbie musste es den Spielzeugherstellern natürlich gewaltig in den Fingern jucken, dieses Konzept auch auf Spielzeug für Jungen zu übertragen. Aber was sollte man machen, Jungs spielen einfach nicht mit Puppen. 1964 ging die Firma Hasbro dann doch das Wagnis mit ihrem G.I. Joe ein. Bei Hasbro wurde die Devise ausgegeben: „Don’t call him a doll!“ stattdessen wurde der Begriff „Action Figure verwendet. G.I. Joe war etwa so groß wie Barbie und das noch immer beliebte 12 Inch / 1:6 Format war geboren und G.I Joe kann mit Fug und Recht als Vater aller Actionfiguren bezeichnet werden. Wie der Name der Figur schon verrät handelte es sich bei den Figuren ausnahmslos um Soldaten. Alle Teile der U.S. Streitkräfte wurden von G.I. Joe dargestellt: Army, Navy, Air Force und Marines…
Es gab dann eine ganze Reihe von Nachahmern von denen aber viele nicht sehr erfolgreich waren.
Spielwarenhersteller Louis Marx and Company, versuchte mir der von Hasbro neu eingeführten GI Joe Actionfigur Linie zu konkurrieren. Marx konnte ihre state-of-the-art Kunststoff-Spritzguss-Technologie verwenden, um eine bewegliche 12 Inch Actionfigur zu produzieren. So brachte Marx eine militärische Figur, unter dem Namen Stony Smith heraus. Die Figur hatte jedoch keine Chance gegen Hasbros aggressive Marketing Politik.
1965 beschloss man bei Marx einen anderen Weg einzuschlagen und startete mit dem Cowboy Johnny West die Westernreihe „Best of the West“. Die Reihe lief bis 1975. Neben den Western Figuren brachte Marx noch eine Reihe von Figuren zu einer Vielzahl von anderen Themen heraus, z.B. Wikinger und Ritter.
Der lang andauernde Vietnamkrieg führte dazu, dass immer mehr Eltern keine Spielzeugsoldaten im Kinderzimmer sehen wollten. Das führte dazu, dass der Absatz der G. I. Joe Figuren sank. Man reagierte bei Hasbro mit der Adventure Team Reihe, welche weniger martialisch ausgerichtet war und stattdessen auf Abenteuer setzte. Die Figuren wurden von 1970 bis 1976 produziert. In Deutschland erschienen sie bei Schildkröt unter dem Namen Action Team.
70er Jahre: What about making them only this big?
Anfang der 70er Jahre herrschte die Ölkrise. Diese bescherte uns nicht nur den autofreien Sonntag, sondern ließ auch die Actionfiguren schrumpfen. Die Mego Corporation brachte die 8 Inch Figur „Action Jackson“ heraus. Die Figur war nicht sehr erfolgreich und die Reihe wurde 1974 ganz eingestellt. Bemerkenswert ist die Figur dennoch denn der Action Jackson 8 Inch Körper wurde zum Prototypen für viele weitere Mego Figuren, die in den nächsten Jahren folgen sollten.
Mego war die erste Toy Firma, die sich im großen Stil Lizenzen an Comicfiguren, Filmen und TV Serien sicherte. Danach war die Welt der Actionfiguren eine andere.
1972 machte Mego Corp. einen Deal mit National Periodical Publications (später DC Comics) und Marvel Comics und brachte von 1972 -1983 die World Greatest Superheroes heraus. Damit wurde Mego zum führenden Anbieter von Actionfiguren in den 70ern. Die Mego Figuren sind heute heiß begehrte Sammlerstücke.
Natürlich wollte Mattel auch ein Stück vom großen Actionfigurenkuchen. Ken war für Jungs einfach nicht männlich genug und so brachte Mattel die 9 Inch Figur Big Jim heraus. Jim hatte deutlich mehr Muskeln als Ken und er konnte sogar seinen Bizeps anspannen. Auf dem Rücken hatte er eine Taste, die bei Betätigung den rechten Arm heruntersausen ließ, so konnte Big Jim einen Karateschlag ausführen oder einen Ball werfen.
Verstärkung bekam Jim von seinen Freunden Big Jack, Big Josh, Big Jeff und Chief Tankua. In der Gestalt von Dr. Steel kam 1975 ein böser Gegenspieler heraus.
Zusätzlich gab es noch jede Menge Sets mit Ausrüstungen und Fahrzeugen. Auch wurden eine Reihe von Themen Welten erschlossen wie Karl May, Agenten, Piraten und Science-Fiction. Die Serie lief bis 1986.
1977 veränderte Star Wars die Welt der Actionfiguren. George Lucas hatte sämtliche Rechte an allen SW Merchandise Produkten. Die Lizenz für Star Wars Actionfiguren wurde im Vorjahr bereits der Mego Corporation, dem führenden Unternehmen für Actionfiguren in den 1970er Jahren angeboten. Mego lehnte das Angebot ab und die Lizenz ging anschließend an Kenner. Da das SW Universum riesig war, mussten die Figuren zwangsläufig kleiner werden.
Der Legende nach soll ein Angestellter von Kenner in einem Meeting gesagt haben: „What about making them only this big?“, und dazu mit Daumen und Zeigefinger eine Größe von etwas unter 10 cm angezeigt haben. So entstand ein neuer Standard: das berühmte 3 3/4 Inch Format.
Wobei festzustellen ist, dass bereits 1974 die japanische Firma Takara die Serie Microman im 3 3/4 Inch Format herausgebracht hatte. Ab 1976 vertrieb Mego Corp. die Figuren unter dem Namen Micronauts.
Star Wars kam im Mai 1977 in die Kinos und der Erfolg war überwältigend. Kenner war vollkommen unvorbereitet auf die beispiellose Reaktion auf den Film und die daraus resultierende hohe Nachfrage nach Spielzeug. Die Nachfrage konnte einfach nicht bis zum Weihnachtsgeschäft 1977 gedeckt werden, stattdessen verkaufte Kenner ein “Early Bird-Zertifikat Package”, mit einem Zertifikat, das an Kenner geschickt werden konnte, um es einzulösen und vier Star Wars Actionfiguren zu enthalten.
Die Star Wars Figuren waren zwar als Spielzeug für Kids gemacht worden, aber da Star Wars schnell zu einem popkulturellem Phänomen wurde, gab es auch schon zahlreiche erwachsene Fans des Films, die sich die Figuren kauften. Die Kenner Serie wurde von 1978 bis 1985 produziert.
80er Jahre: Das schräge Jahrzehnt
Die 80er Jahre bescherten uns Jacketts mit Schulterpolstern, dickes Make-up, schreckliche Frisuren und andere modische Entgleisungen. Breite Schultern fanden sich damals auch in der Spielzeugwelt bei He-Man und Co. Es gab mutierte Ninja Schildkröten und LKWs, die sich in Roboter verwandelten und umgekehrt.
Die Star Wars Serie von Kenner lief sehr erfolgreich und so traf man das 3 ¾ Inch Format immer häufiger. 1982 startete Hasbro mit einer G.I. Joe Serie in diesem Kleinformat unter dem Titel „G.I. Joe: A Real American Hero“. Die kleinen Figuren erlaubten es nun zusätzlich eine Menge Fahrzeuge und Playsets anzubieten. Marketingtechnisch gab es neben der traditionellen Werbung auch eine Comicbuchreihe und eine Animationsfernsehserie. 1985 wurde G.I. Joe zum bestverkauften amerikanischen Spielzeug gewählt.
Während Anfang der 80er Jahre die Welt der Actionfiguren nun deutlich von Kenner/Star Wars und Hasbro G-I. dominiert wurde, brütete man bei Mattel über ein neues Konzept. Big Jim lief in den USA nicht sehr erfolgreich. Mattel hatte die Rechte an Conan erworben und man dachte über eine Conan Reihe nach. Zunächst sollte es ein Big Jim Body mit einem Schwarzenegger Kopf sein. Als der Film dann raus kam, war er den Leuten bei Mattel zu brutal als Vorbild für eine Spielzeugserie.
Deshalb wurde die zuständige Abteilung beauftragt, ein neues Action-Figuren-Konzept zu entwickeln. Den Zuschlag des Managements fand der Entwurf von Roger Sweet, einer etwa 24 Zentimeter großen, übermenschlich muskulös und in kampfbereiter Pose modellierten Figur namens He-Man, die grundsätzlich mit allen drei Themen kombinierbar war, zu denen Action-Figuren gemacht wurden: Militär des 20. Jahrhunderts (G.I. Joe), Science Fiction (Star Wars) und Sword and Sorcery. Man entschloss sich für eine Kombination aus Science Fiction und Sword and Sorcery. Die Größe der Figuren wurde für die Markteinführung auf 14 Zentimeter verringert, um den Verkaufspreis einer Figur mit 4,99 US-Dollar unter der psychologisch wichtigen Marke von fünf US-Dollar zu halten. Masters of the Universe wurde neben Barbie zum größten Erfolg Mattels. Die Serie lief bis 1988.
Dann kamen die Transformers, die seit 1984 in Kooperation zwischen dem japanischen Unternehmen Takara und dem amerikanischen Unternehmen Hasbro hergestellt wurden. Takara bediente dabei den japanischen Markt, Hasbro den Rest der Welt. Bei den Transformers handelt es sich um Spielzeugroboter, die sich mit wenigen Handgriffen in Autos, Flugzeuge, Kampfstationen etc. umwandeln lassen. Um den Verkauf der Figuren zu fördern, gibt es seit 1984 passende Zeichentrickserien im Fernsehen.
Ebenfalls 1984 kamen Kenner und DC Comics ins Geschäft. Und es erschien die Superheldenserie „Super Powers Collection“ Die Linie wurde zu einer der erfolgreichsten Superhelden Reihen überhaupt.
Eine weitere erwähnenswerte Serie nahm 1988 ihren Anfang: Kenner’s Starting Line Up. Erwähnenswert ist diese Sport Serie vor allem deshalb, weil sie sich erstmals explizit an Sammler aller Altersgruppen wendete. „Collect them all!“
90er Jahre: Die Entdeckung des erwachsenen Sammlers
Die Kinder der 60er und 70er Jahre sind erwachsen geworden und manche fingen an die geliebten Actionfiguren ihrer Kindheit zu sammeln. Figuren in der Originalverpackung erzielten oft erstaunliche Preise auf dem Sammlermarkt. Das dachte sich dann wohl Einige, die Actionfiguren von heute sind die Schätze von morgen und die Verpackungssammler waren geboren. Der Markt reagierte entsprechend auf die neue Zielgruppe. Hasbro brachte von 1991 – 2005 wieder G.I Joe Figuren in 1:6 heraus und das Marketing zielte nun deutlich auf den erwachsenen Sammlermarkt ab.
Seit 1987 lief Star Trek: The Next Generation im Fernsehen. Zuerst lief die Serie etwas schleppend an, gewann dann aber immer mehr Fans. Die Firma Playmates sicherte sich die Rechte für die Actionfiguren und brachte von 1992 – 1999 mehr als 200 Figuren heraus. Kaum eine Nebenfigur die zu unwichtig war, um ihr nicht in Form einer 4,5 Inch Figur ein kleines Denkmal zu setzen. Neben den kleinen Figuren erschienen auch einige 9 und 12 Inch Figuren.
Die Figuren sahen noch schwer nach Spielzeug aus, aber für Star Trek Fans wurden sie ein beliebtes Sammelobjekt. Der Sammel- und Jagdtrieb wurde von Playmates gehörig angeheizt, wobei sie den Bogen irgendwann reichlich überspannten. In jedem Assortment gab es eine Figur, die nur einmal im Karton war, sehr zur Freude der Händler, denn diese konnten bald den dreifachen Preis für die Figur verlangen. Dann gab es Verpackungsvarianten, mal mit Trading Cards, mal mit Spacecaps usw
Ärgerlich war jedoch, das Playmates manche Figuren nur in ganz bestimmten Ländern herausbrachte (Wir befinden uns in der Zeit vor Ebay und dem WorldWideWeb) oder manche Figuren nur als Exclusive für eine bestimmte Spielzeugkette erschienen. Manche davon waren so exclusive, dass es nahezu unmöglich war, an diese Figur heranzukommen. Als ich für diesen Artikel recherchierte, durchblätterte ich ein paar alte Actionfiguren Magazine und in der Anzeige eines Shops wurde eine seltene Tasha Yar für sage und schreibe 950 DM angeboten.
1991 hatte Hasbro Kenner gekauft und ab 1995 legten sie wieder Star Wars 3 ¾ Inch Figuren neu auf. Die Anfänge waren eher kläglich. Die Figuren waren schlecht modelliert und hatten oft schreckliche Bodybuilder Figuren. Traurige Berühmtheit erlangte eine Leia Figur von 1995, die in der Sammlerszene unter dem Namen Monkey Face Leia bekannt wurde.
Ab 1997 wurden die Hasbro Figuren dann besser.
1994 wurden zwei Firmen gegründet, die beide einen maßgeblichen Einfluss auf die Welt der Actionfiguren haben sollten. Sideshow Toys (heute Sideshow Collectibles) und McFarlane Toys.
Todd McFarlane gründete seine Toy Firma zunächst, um Figuren seiner Comicserie Spawn zu vermarkten und vor allem mit der Idee Actionfiguren könnten wirklich cool aussehen. Durch diese Idee wurde die Welt der Actionfiguren mächtig aufgemischt. Vor McFarlane sahen Actionfiguren immer nach Spielzeug aus. McFarlane hatte 1994 die ersten Spawn Figuren zu seiner gleichnamigen Comicserie herausgebracht. Danach kamen die kleinformatigen Monster Playsets und mit Kiss 1997 die ersten Musikfiguren. Die Figuren sahen schon cool aus, waren aber noch etwas klobig.
Das Unternehmen sicherte sich nun auch zunehmend Film und TV Lizenzen. So erschienen 1998 Figuren zur Fernsehserie X-Files und im gleichen Jahr die ersten Movie Maniacs. mit Figuren des Horrorfilms wie Freddy Krueger, Leatherface, Jason und Michael Meyers usw. Mit diesen Figuren wurde die Messlatte für Actionfiguren ganz gewaltig angehoben. Die Figuren hatten sehr wenige Artikulationspunkte, aber sie waren auch kein Spielzeug mehr sondern ungeheuer coole Sammelobjekte. Und das Format 6 – 7 Inch sollte zum neuen Standard werden…
Neben diversen Filmfiguren brachte McFarlane auch Figuren zu Videospielen wie Metal Gear Solid und zu Comics heraus…
Die Kiss Figuren sollten nicht die letzten Musikfiguren gewesen sein. 1999 erschienen eine Ozzy Osbourne Figur und Figuren zum Beatles Film Yellow Submarine. Es folgten Alice Cooper und Rob Zombie und Bands wie Metallica und Mötley Crüe. Gerne widmete man sich bei McFarlane auch verstorbener Rocklegenden wie Janis Joplin, Jim Morrison, Jerry Garcia und Jimi Hendrix.
Nicht ganz so spektakulär wie bei McFarlane lief es bei Sideshow Toys. Diese brachten 1998 ihre ersten Actionfiguren heraus. Sie hatten sich mit den Universal Monsters der Klassiker des Horrorfilms angenommen und brachten eine Serie mit schönen 8 Inch Figuren heraus.
Seit dem Relaunch von G.I. Joe im Jahre 1991 lief die Serie bei den Militärfiguren fast außer Konkurrenz. Das sollte sich in der zweiten Hälfte der 90er Jahre ändern. 1997 trat zunächst 21st Century Toys auf den Plan. Sie brachten eine Serie von Vietnam Figuren und kurz darauf WW II Figuren heraus. Die Reihe erschien unter dem Label “The Ultimate Soldier” (TUS).
Neben der Militärreihe brachten sie die Serie “America’s Finest” mit Polizei und Feuerwehrfiguren und die Reihe Villains” mit Bösewichtern und Schurken heraus.
Die Figuren waren besser als die von Hasbro, sie waren detaillierter, beweglicher und historisch genauer. Zusätzlich brachte 21st Century auch Zubehörsets mit Uniformen, Waffen und Fahrzeugen heraus. Am Ende des Jahrzehnts trat dann der erste Hersteller aus Fernost auf den Plan und weitere folgten. 21st Century Toys hatte der asiatischen Figurenoffensive nicht viel entgegenzusetzen und so stellte man 2002 die Figurenproduktion ein.
Die 1987 in Hongkong gegründete Firma Dragon Model Kits brachte ab 1999 auch Actionfiguren heraus. Die detailreichen Figuren erfreuten sich schnell großer Beliebtheit unter Sammlern. Der Focus von Dragon lag auf Figuren aus dem 2. Weltkrieg. Es gab aber auch Figuren zum Vietnam Krieg, dem Falkland Krieg, Korea Krieg, den beiden Golf Kriegen und zur U.S. amerikanischen Invasion in Afghanistan.
Zum Ende des Millenniums war das klassische 1/6 Format also wieder schwer im Kommen.
Die 2000er Jahre: Aus Toys werden Collectibles
Im Jahr 2000 expandierten Sideshow in den 1/6 Markt und starteten hier ebenfalls mit den Klassikern des Horrorfilms Die erste Figur war Boris Karloff als Frankensteins Monster. Weitere Figuren wurden angekündigt.
Bevor Sideshow an den Start ging, war das Angebot an guten 1/6 Filmfiguren eher gering. Sideshow schloss diese Lücke. Es erschienen weitere Universal Monsters, darunter Nosferatu / Max Schrek, Dracula / Bela Lugosi und The Mummy, Ardeth / Boris Karloff. Aus dem MGM Klassiker London After Midnight kam Lon Chaney als Professor Edward C. Burke. Sideshow brachte Figuren zu Buffy und Young Frankenstein, Gny. Sgt. Lee Ermey basierend auf dem Charakter aus dem Stanley Kubrik Film Full Metall Jacket.
Auch startete Sideshow Reihen mit historischen Figuren Man überließ den Markt für WK II und modernes Militär der Konkurrenz aus Fernost und widmete sich anderen Themen, wie dem Unabhängigkeitskrieg, dem amerikanischen Bürgerkrieg, dem ersten Weltkrieg.
2002 brachte Sideshow Toys weitere Figuren zu Horrorfilmklassikern heraus, starteten mit einer James Bond Lizenz, brachten Monty Python, Platoon, Twilight Zone und Outer Limits Figuren.
Sideshow Toys änderte 2003 den Namen in Sideshow Collectibles und machte damit klar, hier ging es nicht mehr um Spielzeug sondern um Sammlerstücke. Nachdem sich Sideshow mit den Universal Monsters sehr erfolgreich um die Klassiker des Genres bemüht hatte, war es naheliegend, dass man sich nun auch der modernen Klassiker des Horrorfilms annahm. So erschienen Figuren wie Jason, Freddy Krueger, Michael Meyers und Leatherface.
Sideshow erwarb 2005 eine 1/6 Star Wars Lizenz und startete eine große Figurenserie. Eine weitere Star Wars Lizenz ging an Medicom Toys.
Nach Dragon gingen in der ersten Hälfte eine ganze Reihe neuer asiatischer Hersteller, die sich in der 1:6 Welt einen Namen machen sollten, an den Start, darunter Hot Toys, BBI und DiD.
Die im Jahre 2000 gegründete und in Hongkong beheimatete Firma Hot Toys startet ihre Produktion mit high-end Militärfiguren. Auch brachte Hot Toys eine Figur, die meist unter dem Namen The Director gehandelt wurde. Unschwer zu erkennen, dass es sich dabei um George Lucas handelte. Sein Name taucht allerdings nirgendwo auf der Verpackung auf. Wie viele asiatische Firmen, startete also auch Hot Toys mit semi-legalen nicht lizenzierten Figuren.
2005 stieg Hot Toys mit der Movie Masterpiece Serie dann in den Filmfiguren Markt ein, mit zwei Figuren zu Terminator – dem T800 und Keyle Reese. Die Ähnlichkeit zu ihren Vorbildern ließ noch zu wünschen übrig. Die Qualität der Head Sculpts unterschied sich damals noch nicht von den Köpfen der Konkurrenz wie Dragon oder BBI.
2006 brachte Hot Toys die ersten Model-Kits zu Aliens und Alien vs. Predator heraus. Die Figuren bestanden aus mehreren Einzelteilen und mussten noch zusammengesteckt und bekleidet werden. Die Figuren konnten sich schon sehen lassen und Hot Toys machte von sich reden. In Sachen Ausstattung waren sie fantastisch umgesetzt, einzig die Ähnlichkeit mit den Schauspielern ließ noch zu wünschen übrig. Bestes Beispiel dafür ist Sgt. Apone. Eine Ähnlichkeit mit dem Schauspieler Al Matthews war de facto nicht vorhanden.
Nach zwei Figuren zu Rambo First Blood erschienen die ersten Predator Figuren und setzte damit einen neuen Maßstab.
2001 ging eine weitere Firma in Sachen 1/6 Figuren an den Start: BBI (Blue Box Toys) Sie brachten in erster Linie hochwertige Militär Figuren unter dem Label Elite Force heraus…
BBI tat auch etwas für die zu diesem Zeitpunkt dramatisch unterrepräsentierten Frauen in der 1/6 Welt, indem sie die Cy-Girls Serie an den Start brachten. Die Cy Girls stellten eine fiktive Elitetruppe zur Verbrechensbekämpfung dar. Die Reihe wurde schnell populär und 2004 erschien sogar ein Cy Girls Videogame. Später wurde die Serie in Kooperation mit der japanischen Firma Takara unter dem Namen Cool Girl fortgesetzt.
Die Cy Girlsetablierten neben historischen Figuren, Film-, Comic- und Videogamefiguren einen ganz neuen Sammlungsschwerpunkt. Das Genre der Sexy Girls war geboren.
Im Bereich der 1/6 Militärfiguren war Dragon in nur drei Jahren zum Marktführer geworden, gefolgt von BBI, deren Figuren von gleicher Qualität waren. Erwähnenswert ist sicher auch die noch kleine Firma Hot Toys die mit detaillierten und reich ausgestatteten High-End-Figuren von sich reden machten. 2003 gingen zwei neue Firmen im Bereich der 1/6 Figuren an den Start. Das waren Ignite und Dragon in Dreams. DiD brachte in erster Linie qualitativ hochwertige Militärfiguren heraus, vornehmlich WK II und moderne Soldaten. Später folgte auch eine Linie zur napoleonischen Ära und eine Samurai Reihe.
Ignite kümmerte sich um die älteren Epochen. Sie brachten Griechen und Römer der Antike, Wikinger, mittelalterliche Ritter und Soldaten der napoleonischen Ära. Zu manchen Epochen hatte es vor Ignite noch keine Figur gegeben. Kostümtechnisch waren die Figuren schon sehr nett, wenn auch nicht immer historisch ganz korrekt. Die Köpfe und vor allem die glänzenden Plastikkörper ließen jedoch zu wünschen übrig.
Die japanische Firma MediCom Toy Inc. tummelte sich schon eine ganze Weile am Markt. Etwa ab 2004 setzten sie zunehmend auch auf 1:6 Figuren und brachten eine Reihe interessanter Filmfiguren aber auch ein paar recht ungewöhnliche Figuren. Wer hätte mit Andy Warhol oder Twiggy Actionfiguren gerechnet?
Auch bei den Kleinformaten tat sich einiges, denn Platzhirsch Mc Farlane bekam mächtig Konkurrenz.
2001 brachte McFarlane die ersten Sportfiguren heraus – Football und Hockey, 2002 folgten dann Baseball und Basketball, 2003 Nascar. Auch hier toll gemachte Figuren. Da die Sportfiguren nach und nach zu einem neuen Produktschwerpunkt wurden, ging das zu Lasten der klassischen McFarlane Film Serien.
Nach wie vor brachte McFarlane spannende Figuren auf den Markt, darunter auch einige Original Konzepte aus dem Horror Genre. Den Anfang machte 2001 die Clive Barker Tortured Soules Reihe. Eine Serie an der sich die Geister schieden. Es ist wahrscheinlich bis heute die wohl am kontroversesten diskutierte Actionfigurenserie aller Zeiten.
Seit 1996 gab es die National Entertainment Collectibles Association oder kurz NECA. 2002 gründete NECA das Department Reel Toys um Action Figuren für den Erwachsenen Sammlermarkt zu produzieren.
Zu Anfang gab es auch eine klassische 1/6 Figur von Reel Toys/NECA. Das war Vincent Price als Dr. Erasmus Craven aus dem Film The Raven. Leider wurde das 1/6 Thema von NECA nicht vertieft. Die Firma sollte in den nächsten Jahren den Schwerpunkt auf 7 Inch Figuren legen, brachte aber viele hervorragende Figuren in diesem Format auf den Markt
2003 sorgte NECA bereits mit den Hellraiser Figuren für Aufmerksamkeit. 2004 folgten weitere Filmfiguren. NECA hatte sich Lizenzen für 7 Inch Figuren zu Pirates of the Caribbean und zum Tarantino Film Kill Bill gesichert.
McFarlane war über Jahre hinweg der König bei den 6 und 7 Inch Figuren. 2005 wurde die Krone an NECA weitergereicht. Die Movie Maniacs Reihe war im Vorjahr nach sieben Serien eingestellt worden. Doch die Lücke wurde vom neuen König mehr als ausgefüllt. NECA machte, was McFarlane Jahre zuvor erfolgreich erprobt hatte. Was bei McFarlane die Movie Maniacs waren, das waren bei NECA die Cult Classics. Die Cult Classics waren ein wenig größer als die Movie Maniacs. Es erschienen im Laufe der nächsten Jahre sieben Serien, darunter einige die es vorher schon bei McFarlane gegeben hatte wie z.B. Freddy Krüger und Leatherface, daneben aber auch Figuren die es noch nicht gegeben hatte. Bateman, der Bunny aus Donnie Darko, ein drolliger Hare Krishna Zombie und Bruce Campbell als alter Elvis aus dem Film Bubba Ho-Tep.
Neben den Cult Classics brachte NECA weitere Filmreihen heraus. So z.B. House of 1000 Corpses, The Devil’s Rejects, Sin City, Hitchhikers Guide to the Galaxy, Highlander und Shaun of the Dead.
Auch in anderen Bereichen folgte man bei NECA dem, was McFarlane schon einige Jahre zuvor erfolgreich erprobt hatte. So brachte NECA ab 2005 auch Figuren aus der Rockwelt. Kurt Cobain, John Lennon, Freddie Mercury, ACDC, Jimmy Page, Joey Ramones, Bob Marley, Iggy Pop.
Neben NECA etablierten sich Firmen wie SOTA, SD-Toys und Mezco Toys in diesem Marktsegment.
2001 hatte der erste Teil von Peter Jackson’s Lord of the Rings Trilogie Premiere. Die Lizenz an 6 Inch Figuren hatte sich die Firma Toy Biz gesichert. Die von 2001-2005 erscheinende Figurenserie war sehr umfangreich, Die Figuren waren toll bemalt, die Ähnlichkeit mit ihren Vorbildern war meist recht gut gelungen und sie zeichneten sich durch gute Beweglichkeit aus.
Toy Biz brachte ebenfalls ein paar 1/6 Figuren zu den Lord of the Rings Filmen heraus. Viele davon waren jedoch nicht gut geglückt. Ausnahmen bildeten hier Bilbo und Gimli.
Lord of the Rings bildet aber auch den Auftakt zu den sogenannten High-End Collectibles, wie den Statuen von Weta Collectibles.
Mit Enterbay drängte 2006 eine weitere asiatische Firma auf den Actionfigurenmarkt. Als erste Figur schickten sie Bruce Lee – Game of Death ins Rennen.
Eines hatten Firmen wie Hot Toys, MediCom Toys und Enterbay neben guter Qualität gemeinsam – Einen sehr hohen Preis. So gut wie jede Figur lag bereits zu Anfang über 100 Euro.
Heute sind Preise von 250 bis über 300 Euro keine Seltenheit mehr. Ich habe gerade mal in einem Entertainment Earth Katalog von 2004/2005 geblättert. Die Sideshow Figuren in dieser Zeit lagen da bei 39,99 $ oder 44,99 $. Sideshow übernahm ab 2006 den Vertrieb für Hot Toys und MediCom. Und vielleicht weil diese Figuren so teuer waren, hat man auch bei Sideshow die Preise für die neuen Serien angezogen.. Die ersten Figuren in der Star Wars Lizenz lagen meist zwischen 70 und 90 Euro. Das Gleich galt für die neu gestartete „Lord of the Rings“ Reihe. (Natürlich muss man einräumen, dass auch die Qualität der Sideshow Serien besser wurde, und auch dass die gestiegenen Lohnkosten vor allem in China eine Rolle spielten) Sideshow bracht neben 1/6 Figuren auch erste Figuren im Premiumformat 1/4 heraus.
Die 2010er Jahre: The Age of Superheroes
Die Hälfte des neuen Jahrzehnts ist so gut wie rum. Werfen wir also noch einen Blick auf die vergangenen fünf Jahre.
Bei den Kleinformaten liegt NECA weiter vorne. McFarlane meldete sich mit einer Walking Dead Lizenz zurück. Schön ist hier die Vielzahl der Figuren. Jedoch bleibt die Qualität hinter den frühen Erfolgen zurück. Einzig die 10 Inch Figuren verstehen es, wirklich zu beeindrucken.
Schöne Figuren gab es von Mezco zu Breaking Bad und von Dark Horse zu Game of Thrones.
Neue Hersteller wie etwa Biff Bang Pow entdeckten für The Big Bang Theory das alte Mego Format neu und leisteten sicherlich so einen Beitrag zur derzeit grassierenden Retro Welle.
Fast so lange wie es 1:6 Figuren gibt, gibt es Kitbashing. Bereits Hersteller wie 21st Century Toys brachten Uniform und Zubehör Sets heraus. Um die weiblichen Figuren entwickelte sich ein ganzer Markt an Zulieferern mit Head Sculpts, Bodies und Bekleidungssets. Zunächst durch Firmen wie TTL, Dollsfigure und Triad Toys.
Einen wichtigen Schub bekam das Sexy Girls Genre 2010 durch die Einführung der Seamless Bodies zunächst durch Tiger Bros. dann Phicen.
Viele neue Hersteller haben sich um dieses Genre gruppiert. Bei den Köpfen hat Kumik zurzeit die Nase vorn. Viele kleinere Hersteller drängen auf den Markt, Play Toys, Pop Toys, Super Duck, Flirty Girl, Magic Cube Toys und Very Cool um nur einige zu nennen. Viele von Ihnen begannen mit der Herstellung von Bekleidungssets und expandierten dann immer mehr auch in Richtung Komplettfiguren.
Auch das Angebot an männlichen Körpern hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Seit 2011 ist der sogenannte Muscle Body stark auf dem Vormarsch und viele Hersteller haben einen solchen im Programm. (ACI, Kaustic Plastik, Coo Model, World Box, Hot Toys u.a.)
Auch an neuen Themen ist einiges dazugekommen. Hersteller wie Enterbay, ZC World und Storm Collectibles bringen immer mehr Sportfiguren heraus. Und für den großen asiatischen Markt produzieren Hersteller wie 303 Toys und O Soul zunehmend Figuren zur chinesischen Antike.
In Europa haben sich zwei Hersteller etabliert und ihre Nische gefunden. Kaustic Plastik aus Rom setzen auf die römische Antike und Big Chief Studios aus Birmingham konzentrieren sich auf TV made in the UK, namentlich Doctor Who und Sherlock.
Den klassischen Markt der Militärfiguren wird derzeit von DiD, Soldier Story und Damtoys beherrscht. Ferner brachte Dam mit der cartoonishen Gangsters Kingdom Serie frischen Wind in die Szene und DiD brachte zuletzt auch einige hervorragend ausgestattete Filmfiguren wie die Chicago Gangster oder die Fringe Figuren heraus.
Hot Toys ist seit einigen Jahren der Platzhirsch unter den 1:6 Figurenherstellern und genießt unter Fans fast schon kultische Verehrung. Allerdings gehen mit jeder neuen Lizenz auch die Preise jedes Mal um etwa 30 Euro in die Höhe. 250 Euro für eine Hot Toys Figur sind längst die Regel. DX Figuren liegen meist über 300 Euro und DieCast Figuren liegen meist bei über 400 Euro. Zunehmend entwickelt Hot Toys sich auch immer mehr zu einer Monokultur aus Comic- vor allem Superhelden Verfilmungen. Unter den ersten 100 Hot Toys Figuren machten diese Figuren 14 % aus. Unter den letzten 100 Figuren sind es bereits 68 %. Vor allem die hohe Anzahl an Iron Man Figuren wirkt da etwas ermüdend.
Aber so lange sich diese Figuren gut verkaufen, wird Hot Toys sie weiterproduzieren. Seit den Anfängen hat Hot Toys auch nach wie vor Schwierigkeiten haltbare Gummiteile zu produzieren. Oft beginnt bereits nach wenigen Monaten die Zersetzung. Ein recht unverständliches Problem. Man schaue sich nur mal die sicherlich viel beanspruchten Gummi Arme von Big Jim an, die auch nach über 40 Jahren noch intakt sind.
Erfreulich ist festzustellen, dass sich einige Hersteller in einem Preissegment von 130 bis unter 200 Euro mit guten Figuren etablieren konnten so z. B. Asmus Toys, Threezero und Star Ace. Wir hoffen mal, dass sie in diesem Segment bleiben und sich nicht weiter an die Hot Toys Preise annähern.
Wir sind schon gespannt was uns die zweite Hälfte des Jahrzehnts bringen wird.
Dieser Artikel geht natürlich nur auf die wichtigsten Ereignisse der Actionfiguren Geschichte ein. Weitere Einzeleinträge findet ihr im Bereich History.
Auch interessant in diesem Zusammenhang dürfte unser Facebool Album Action Figure Advertising 1993-2006 sein
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