Doktor Schnabel – der Pestarzt

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von Bernd Müller

“Kleidung wider den Tod zu Rom. Anno 1656. Also gehen die Doctores medici daher zu Rom, wann sie die an der Pest erkrankte Personen besuchen, sie zu curiren und tragen, sich vor dem Gift zu sichern, ein langes Kleid von gewäxtem Tuch. Ihr Angesicht ist verlarvt, für den Augen haben sie grosse crystalline Brillen, vor den Nasen einen langen Schnabel voll wohlriechender Specerey, in der Hände, welche mit Handschuhen wohl versehen ist, eine lange Ruthe und damit deuten sie, was man thun und gebrauchen soll.”

Eine Schutzbekleidung für Pestärzte kam Anfang des 17. Jahrhunderts in Gebrauch. Sie soll auf Charles Delorme zurückgehen, der Leibarzt mehrerer französischer Könige war und während der Pestepidemie 1619 in Paris ein langes, vom Hals bis zu den Knöcheln reichendes weites Gewand aus weichem Leder trug. Delorme erfand eine Maske dazu, die mit einer Nase in Form eines etwa 15 cm langen Schnabels ausgestattet war, in die Riechstoffe gefüllt wurden, die, die Atemluft vom Pestgift reinigen sollten. Ergänzt wurde dieser Aufzug durch eine Brille (oftmals auf der Maske angedeutet) mit Kristallgläsern, die vor der vermuteten Ansteckung durch Blickkontakt Schutz zu versprechen schien.

Es gab auch Schutzanzüge aus Öltuch bzw. gewachstem Tuch, alle Anzüge hatten den Zweck undurchlässig für die vergiftete Luft zu sein und von so glatter Oberfläche, daß das Pestgift keinen Halt daran finden konnte. Mit dem Stab sollte auf betroffene Stellen gezeigt und Kleidung entfernt werden können. Andere Quellen sehen die weißen oder roten Stäbe lediglich als Erkennungszeichen für die Ärzte und ihre Helfer.

Der große Hut war das Zeichen der ärztlichen Autorität. Die eingesetzten Ärzte waren oftmals nahezu laienhaft und ihre Erscheinung versetzte viele erstrecht in Angst und Schrecken. Wirkliche Hilfe war nicht zu erwarten- sie verwalteten das Sterben.

Heute kennen wir die Masken noch aus dem venezianischen Karneval.

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