ENtoys: Blade Girl „Bolita“

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Ein Review von Bernd Kamlah.

Hallo Steampunk-Fans,

Das Unternehmen EnToys, China, hat unter der Nummer ET-001 eine neue Female-Figur zum Themenbereich Steampunk herausgebracht – Blade Girl „Bolita“.

Zunächst ein kleiner Blick auf den Begriff Steampunk. Hierunter ist eine Art „Gegenbewegung“ zur Moderne gemeint. Dabei geht es darum, die Ästhetik mechanischer Apparaturen in den Fokus zu rücken und sich abzuwenden von den rein funktionalen und „seelenlos“ wirkenden glatten Oberflächen moderner technischer Geräte. Die Steampunk-Kultur greift hierzu Elemente aus der viktorianischen Zeit (also etwa Mitte bis auslaufendes 19. Jahrhundert) auf und verbindet sie mit einem futuristischen Blick auf die Neuzeit und Zukunft. Nicht nur Apparaturen werden dabei idealisiert auch die Wertevorstellungen aus der viktorianischen Zeit, werden auf die verkörperten Figuren transportiert.

Ich kann und will hier nicht weiter auf die verschiedenen Varianten der Steampunk Kultur eingehen, nur soviel: Besonders bei den weiblichen Figuren wird der Steampunk-Bezug häufig über einen besonderen Kleidungsstil, etwa Korsetts und Schnürstiefel sowie über aufwendig verzierte Accessoires (zu denen auch die Waffen gehören) hergestellt.

Ein besonderes Augenmerk bei der Betrachtung der Figur liegt also auf der Umsetzung des Outfits.

Aber werfen wir zunächst einen Blick auf die Verpackung

 

Verpackung:

Ein schwarzer Karton mit unbedruckter Rückseite. Der Deckel des Kartons ist rundum bedruckt und wird einfach auf die Unterseite geschoben. Nichts Verspieltes oder Verschnörkeltes, in sofern schon hier der erste Stilbruch zum Thema der Figur, was natürlich nur Abzüge in der Verpackungsbewertung geben kann.

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Die Figur wird in einem Schaumstoff-Inlay sicher gelagert, dazu noch 4 austauschbare Hände. Unter dem dickeren Inlay befindet sich noch ein weiteres, dünneres, in dem der Mantel und das Schwert nebst Scabbard aufbewahrt sind. Ebenfalls dabei eine Faustfeuerwaffe, die nach ihrer Bauart am ehesten einem Revolver entspricht.

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Auf der Frontseite des Deckels befindet sich ein verzierter Totenkopf in der Seitenansicht. Das gleiche Motiv findet sich auf dem beigefügten Mantel als Aufdruck wieder.

An den Seiten des Deckels sind Abbildungen der Figur sowie des überdimensionalen Schwertes, das dem Blade Girl wohl zum Nahmen verholfen haben dürfte.

Die Verpackung ist also kein Highlight, sie erfüllt ihren Zweck funktional und steht damit im Widerspruch zum Leitthema der Figur.

 

 

Figur

Die Figur entspricht den Standard 1/6 Maßen anderer Female Figuren-Hersteller (mit Ausnahme von Phicen). Insgesamt macht sie einen zierlichen und weiblichen Eindruck.

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Der Body ist trotz der eng anliegenden Lederhose überraschend gut beweglich. Die Hände lassen sich nach Erwärmung mittels Fön problemlos tauschen.

Die Proportionen passen.

Als Besonderheit anzumerken sind die an beiden Armen aufgebrachten Tattoos. Es handelt sich dabei um aufgedruckte Motive in schwarzer Farbe. Wie sicher diese Aufdrucke gegen Verbleichen und Abnutzung durch Berührungen ist, bleibt abzuwarten.

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Die Gelenke der Figur sind an den Armen sehr schön durch das Outfit und beigefügte Accessoires (Leder-Stulpen) abgedeckt, so dass das Auge hier nicht gestört wird.

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Der Kopf der Figur weist keine Ähnlichkeit mit irgendeinem mir bekannten VIP auf. Die Frisur ist verhältnismäßig aufwendig gestaltet mit einem gebundenen Pferdeschwanz und zwei an den vorderen Seiten des Kopfes lang belassenen Haarsträhnen. Leider ist der Haaransatz der für den zurückgebundenen Pferdeschwanz verwendeten Haare nicht besonders ästhetisch ansprechend umgesetzt.

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Man sieht die Löcher, durch die das gerootete Haar geführt werden leider sehr deutlich und auch noch (naturgemäß) in Reih und Glied gerade aufgereiht. Nicht schön aber wohl bei einer Figur in dieser Preisklasse nicht anders darstellbar. Alternativ modelliertes Haar sähe zwar am Haaransatz wahrscheinlich etwas besser aus, ist aber insgesamt meiner persönlichen Meinung nach bei Langhaarfrisuren von Female Figuren nicht die erste Wahl. So gesehen, muss man wohl mit dem kleinen Schönheitsfehler leben.

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Die Augen sind in einem leuchtenden blau gehalten und sehr markant, fast eindringlich. Leider fällt die Hautpigmentierung im Gesicht insgesamt dagegen erheblich ab. Sie ist schlicht zu viel des Guten. Bei Nahansicht sieht es aus, als hätte sie übermäßig Sommersprossen, die dann aber auch noch viel zu gleichmäßig im gesamten Gesicht verteilt sind.

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Dazu kommt noch ein relativ glänzendes Finish der Bemalung, das zwar zum glänzenden Hartplastik-Body passt, insgesamt aber je nach Lichteinfall unschön wirkt.

Der Kopf ist also eher mittelmäßig umgesetzt.

 

Zubehör

Im Lieferumfang enthalten sind 4 Austauschhände. Reine Standard-Hände, nichts Besonderes anzumerken. Hier wäre vielleicht eine Hand mit verzierten Ringen schön gewesen, um das Thema auch bei diesem Zubehörteil aufzugreifen. Leider Fehlanzeige.

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Der Mantel ist in schwarzem Stoff ausgeführt. Er besitzt eine Kapuze, die etwas widerspenstig ist und wie üblich bei Kapuzen in 1/6 einen Zipfelmützen-Look hinterlässt. Mir persönlich gefällt das nicht. Der Mantel hat im Brustbereich zwei nebeneinander liegende Druckknöpfe. Die Knöpfe lassen sich gut schließen und öffnen – solide vernäht und aus Metall.

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Auf dem Rücken des Mantels ist das Motiv des Verpackungsdeckels aufgedruckt. Ein Totenschädel im Profil mit irgendwelchen Verzierungen, die goldfarbene Leitungen und Zahnräder abbilden. Insofern ist hier der Steampunk-Geist im Motiv aufgegriffen worden.

Der Aufdruck wirkt aber insgesamt recht billig. Er glänzt wie ein konventionelles Bügelbild und wird wohl auch reißen, wenn man den Stoff zerknittert. Aber wer macht das schon bei einer Vitrinen-Figur. Ich persönlich habe den Mantel direkt wieder in den Karton zurück gelegt.

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Als Waffen gibt es einen futuristischen Revolver im Retro-Look mit einigen Verzierungen und sehr kurzem Griff. Trotz des kurzen Griffstücks lässt er sich sicher in der Hand der Figur befestigen. Der Revolver wir in einem ausreichend dimensionierten Holster verwahrt. Das ist stimmig.

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Die Hauptbewaffnung des Blade-Girl ist aber natürlich ein Schwert. Das Teil ist schon mächtig groß und dürfte im Original wohl nur als Zweihänder zu verwenden sein. Bei der Klingenbreite ist zudem davon auszugehen, dass es eher von einer Figur Typ Conan geschwungen wird als von einer zierlichen „Bolita“. Aber egal, das Schwert ist mit zahlreichen Verzierungen versehen und aufwendig verarbeitet. Es ist aus Plastik und somit auch in verschiedenen Anstellwinkeln von der Figur zu halten.

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Die zum Schwert gehörende Schwertscheide ist sehr schön verarbeitet und lässt die Aufnahme des Schwertes nur in einer Position zu. Die Schwertscheide wird an einem Gurt über der Schulter auf dem Rücken getragen. Insgesamt stimmig zum Leitthema. Allerdings drängt sich mir immer die Frage auf, wie man in engen Räumen das Schwert ziehen soll, ohne dabei zumindest die Deckenbeleuchtung zu ruinieren. Auch dürfte die nicht skalierbare Armlänge regelmäßig für Verzögerungen beim Ziehen des Schwertes aus der Scheide führen, die der Gegner dann hoffentlich nicht schamlos ausnutzt. Da wir aber bei dem gewählten Figuren-Thema auch die Wertevorstellungen der viktorianischen Zeit zu beachten haben, wäre es schlicht unhöflich und wenig galant, nicht auf die Dame zu warten.

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Outfit

Hier muss man ein ganz dickes Lob aussprechen. Das Thema wurde sehr gut umgesetzt. Alle verwendeten Teile wirken sehr hochwertig verarbeitet und weisen zahlreiche, zum Teil verspielt wirkende, Details auf.

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Das Oberteil verfügt über ein im Rücken geschnürtes Korsett. Entlang der Schulter sind zahlreiche Ösen aufwendig verarbeitet worden, die ausschließlich der Zierde dienen – sehr schön. Zusätzlich gibt es an den Seiten Ziernähte und Leder-Applikationen. Der Stoff des Oberteils weist zudem ebenfalls Verzierungen auf, die nur bei Nahansicht auffallen. Insgesamt finde ich das Oberteil sehr gelungen und möchte es als echtes Highlight der Figur herausheben.

 

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Der Gürtel ist aus einem lederähnlichen Material gefertigt und sitzt einwandfrei. Er wirkt ebenfalls hochwertig verarbeitet und detailverliebt umgesetzt.

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Die Hose ist aus lederähnlichem Material gefertigt, sitzt eng anliegend und schränkt die Beweglichkeit der Figur doch nicht annähernd so ein, wie etwa der Jumpsuit der Catwoman von Hot Toys. Sehr erfreulich. Wie passt die Hose zum viktorianischen Bild? Sehr gut, wie ich finde. Ich assoziiere damit sofort abenteuerlustige Frauen aus den frühen Mantel und Degen Filmen Hollywoods. Da haben Piratenbräute auch eher selten Kleider getragen, es sei denn sie waren nur das schmückende Beiwerk neben einem Helden in Strumpfhosen.

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Die Stiefel sind ebenfalls sehr detailverliebt umgesetzt, bestehen aus verschiedenem Material und sehen einfach stimmig aus.

Ein Zwischen-Fazit zum Outfit muss einfach positiv ausfallen. Mit Ausnahme des Mantels ist das Outfit wirklich sehr gut umgesetzt und wirkt etwa so hochwertig verarbeitet, wie das Outfit der Hot Toys Angelica. Daumen hoch dafür – klasse!

 

Zusammenfassung

 EnToys ist mit seiner neuen Figur ein sehr schönes Gesellenstück gelungen. Zur Meisterschaft reicht es noch nicht ganz, auch wenn nur Details hier die Spreu vom Weizen trennt.

Das Steampunk-Thema wurde nicht konsequent durchgängig umgesetzt. Ein Highlight ist das Outfit. Hier wurden die Erwartungen voll erfüllt. Auch mit besonders kritischem Blick will mir kein wirklicher Anlass auffallen, um hier irgendwo zu meckern.

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Der Kopf ist kein Meisterwerk. Die Augen sind sehr markant umgesetzt und geben der Figur einen besonderen Look. Der wird jedoch durch die „Überpigmentgierung“ der Gesichtsbemalung sogleich wieder zunichte gemacht. Dazu kommt noch das üblicherweise bei gerootetem Haar immanente Problem, dass die Haare eigentlich nie so liegen, wie es der Betrachter gern hätte. Ständig stehen einzelne Haare oder ganze Strähnen irgendwo in der Gegend herum und lassen sich auch mit Haarspray oder sonstigen Tricks kaum bändigen. Insgesamt gefällt mir der Kopf nicht so ganz, was aber im Schwerpunkt an der miesen Bemalung mit Hochglanzfinish liegt. Das habe ich bisher nur bei der Alice von Pop Toys „Operation Raccoon City“ schlechter gesehen.

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Die Ausrüstung bzw. Bewaffnung ist sehr überschaubar und einfach anzubringen.

Kaufempfehlung? – JA – Schöne Umsetzung des Steampunk Themas, wenn man mal von der Verpackung absieht und allein für das Outfit lohnt es sich.

 

 

Meckerecke

 Pro

  • Extrem detailreiches und verspieltes Outfit
  • Hohe Beweglichkeit trotz eng anliegender Hose
  • Standsicher auch ohne den fehlenden Figurenständer und trotz High-Heels Absätze der Stiefel
  • gute Verarbeitungsqualität der Figur insgesamt
  • Figur kommt out of the box komplett bekleidet und erspart so insbesondere das fummelige Einfädeln der Korsett-Schnürung – Danke EnToys

Contra

  • Fehlender Figurenständer
  • Mantel wirkt billig im Vergleich zum Rest-Outfit, das aufgedruckte Motiv wirkt nicht besonders langlebig
  • Hartplastik-Body mit glänzendem Finish – wie bei allen Standard-Bodies etwa von Play Toys usw.
  • Gesichtsbemalung – too much – Sommersprossen finde ich ja eigentlich ganz nett aber hier ist eine zu gleichmäßige Maximal-Pigmentierung erreicht, die dem Gesicht ein eher irritierendes Äußeres verleihen.
  • Das Figurenthema wurde nicht durchgängig beachtet, worunter besonders die Verpackungsbenotung leiden muss

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Bolita kann auch bei S.P.A.C.E vorbestellt werden und ist in Kürze lieferbar.

 

Bewertung

  • Verpackung 5
  • Sculpting 7
  • Paintjob 3
  • Outfit 10
  • Zubehör 7
  • Konzept/Thema 8
  • Gesamteindruck/Fun Faktor 8
  • User Ratings (1 Votes) 8
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Summary

Nettes Steampunk-Girl mit gewaltigem Taschenmesser.
Outfit – Klasse sehr detailverliebt umgesetzt und hochwertige Anmutung.

6.9 Retrolook

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