JPT Design & Pop Costume: Knell (Myriads of Faces)

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Nach den Figuren Hunter und Slayer ist Knell die dritte Figur der Myriads of Faces Serie, einer Zusammenarbeit zwischen JPT Design und Pop Costume. Bevor der gute Knell bei mir eintraf, reiste er zunächst für ein Videoreview zu Dark Schnegge. Sein Video mit der Figur findet Ihr hier: https://youtu.be/GDDnMgtFPBw

Ich bin in Sachen japanischer Geschichte nach wir vor alles andere als ein Profi, aber seitdem die Hunter Figur vor fast einem Jahr bei mir eingezogen ist, habe ich einiges gelesen und mir angeschaut und spätestens mit der Shōgun Serie auf Disney+ habe ich richtig Blut geleckt. Sollte mir dennoch ein Fehler, gerade was Bezeichnungen von Waffen und Ausrüstung betrifft, unterlaufe sein,möge man mir das nachsehen.

Viele Hersteller, die Figurenserien herausgeben, die sich nicht auf irgendeine Vorlage aus Film , TV, Games, Comics oder Historie beziehen, sondern ihre Figuren nach eigenen Konzepten und Designs erschaffen, versorgen uns auch sehr häufig mit einer ganzen, oft breit angelegten, Hintergrundgeschichte. Nicht so bei den Entwürfen von JPT Design, die es der Imagination der Sammler überlassen, sich eigene Geschichten zu den Charakteren auszudenken.

Natürlich haben die Designer nichts im luftleeren Raum erschaffen und so kann sich der geneigte Sammler auf eine Spurensuche begeben, was die Figur wohl inspiriert haben mag oder eben auch frei zu assoziieren und Kostüm und diverse Zubehörteile und Waffen zu interpretieren.

Neben seiner Erscheinung haben wir noch seinen Namen Knell, was sich mit Totenglocke oder auch Grabgeläut übersetzen lässt. Und tatsächlich trägt Knell auch eine Glocke um den Hals. Auf der Produktseite von Pop Costüme findet sich dann noch folgendes Gedicht:

Offerings willingly bow their heads,
Trembling, exposing their necks in dread,
Yearning for the loss of their Physical form,
Believing shackles will abate,
Fabricated, absurd afterlives they seek.

Yet chains still cling with binding might,
Soul and flesh wither in tandem,
Within the shrine, empty, no anthem.
Listen, the knell’s resounding chime,
Deities mute, silent throughout time.

Von der Tonalität erinnert mich das Gedicht ein bisschen an die Klage des Macbeth (Aus kleines Licht…)

Mit diesen Indizien, ist es vielleicht nicht ganz abwegig, eine Verbindung zur Japanische Unterwelt (Yomi no kuni) zu ziehen. Auch die kommende Silent Hound Ninja Figur macht auf mich ein bisschen einen jenseitigen Eindruck.

Ein gewisse Ähnlichkeit hat Knell für mich auch mit manchen Nio Tempelwächter Statuen, was vielleicht auch eine Inspirationsquelle gewesen sein mag.

Teile seiner Rüstung, wie auch die Hannya Maske, lassen sich auch dem Umfeld der Samurai zuordnen.

Er könnte auch ein Yamabushi Kriegermönch sein (Da passt gefühlt die Glatze ja auch ganz gut rein). Die Axt wird häufiger als Bewaffnung den Yamabushi zugeschrieben. Das reichhaltige verzierte Tachi sieht für mich fast schon wie ein zeremonielles Schwert aus,auch der Janus-köpfige Buddha am Knauf, könnte ein Hinweis auf einen Mönch sein. Auch die Shide Stoffzacken am Gürtel und das Shimenawa Seil im Nacken haben durchaus religiöse Bezüge.

Noch etliche  Geheimnisse warten darauf entschlüsselt zu werden oder von unserer Phantasie besetzt zu werden. Wieso ist er in Ketten? Wofür steht die Glocke? Was bedeuten die Tätowierungen? Fluch oder Gebet?

Verpackung

Knell kommt in einer schlichten, stabilen Box vom Modell Schuhkarton. Der dunkelgraue Karton ist mit glänzenden schwarzen, und roten Kanji Schriftzeichen bedeckt.
Nach dem Abheben des Deckels begrüßt uns ein Pergament mit Kalligraphie und der Zeichnung der Hannya Maske. Die Figur ist sicher auf zwei Ebenen in Schaumstoff eingebettet.

 

Kopf

Der Kopf ist einfach großartig. Knell ist ein grobschlächtiger Typ, dem man nicht im Dunkeln begegnen möchte. Er ist toll modelliert und kongenial bemalt. Hat eine schöne Textur mit Altersflecken, Blut-unterlaufene trüben Augen einen leicht geöffnete Mund mit schlechten Zähnen.
Also eine hübsch-hässliche, leicht stilisierteErscheinung, die gleich etwas besonderes aus der Figur macht.

Body

Als Körper wurde der dicke Worldbox Body AT18 verwendet. Den Körper haben bereits eine Reihe von Herstellern genutzt und er ist die erste Wahl, wenn es um die Darstellung eines Dicken mittels echten Körpers statt mit Fat-Suit geht. Im Falle von Knell hat es noch ein paar Modifikationene gegeben. Schultern Arme und Hände sind komplett mit japanischen Kanji-Zeichen tätowiert.

Knell verfügt über entspannte Hände, Greifhände und Fäuste, sowie ein paar extra für Knell modellierte und bemalte Füße.

Durch den geschickten Einsatz von Kostüm und Requisiten werden die Gelenke recht gut kaschiert, was der Erscheinung gut tut und den Realismus der Figur unterstreicht. Der World Box Body ist vor allem in den Armen, nicht der beweglichste. Die einfachen Ellenbogengelenke limitieren hier die Bewegungsmöglichkeiten. Die Beweglichkeit in den Beinen ist recht gut. Die Beweglichkeit im Torso ist durch die Rüstung stark eingeschränkt. Aber natürlich ist Knell auch kein Joga-Meister und telefonieren muss er auch nicht.

Outfit

Knell tägt ein äußerst elaboriertes Outfit aus einer Vielzahl unterschiedlicher fantastisch aussehender Materialien. Hier jagt wirklich ein Highlight das andere. Schauen wir uns die einzelnen Teile der Reihe nach mal an und gehen dabei von unten nach oben.

Kell trägt Waraji. Das sind Sandalen aus beständigen Pflanzenfasern, wie Bambus oder Hanf. Die traditionelle Sandalen wurden von einfachen Leuten, wie Bauern und Feldarbeitern getragen. Im Laufe der Edo-Zeit wurde das Tragen von Waraji auch unter Samurai populär. Knell trägt hier echte vermutlich aus Hanf gefertigte Miniatur Waraji.

An den Unterschenkeln trägt er Suneate Schienbeinpanzer bestehend aus Metallstreifen über einem Leinenstoff mit ledernen Flicken auf der Rückseite. Auch die wirken sehr authentisch.

Eine halblange, ausgefranste Hose aus einem braun-melierten Stoff kommt zum Vorschein, betrachten wir die Figur von hinten.

Die Haidate schützen die Oberschenkel. Sie bestehen hier aus dünnen Metallschuppen die auf einem Layer aus Stoff angebracht sind und leicht rostig wirken. Der Wahnsinn!

Darüber die Kusazuri Plattenrüstung aus acht Matten mit fünf Reihen miteinander verflochtenen Platten, ein sehr schönes Detail, das wir von manche Samurai Rüstungen kennen
Der Uwa Gürtel ist aus geweatherten weißenStoff.

In der Mitte des Gürtels hängen drei Shide, zickzackförmig geschnittenen und besonders gefalteten Soffstreifen, ahnlich wie sie bei Shimenawa Seilen oder auch bei Sumo-Ringer zu sehen sind.

Knell trägt einen Do im Tameshi Gusoku Stil der auch dem Beschuss mit einer Feuerwaffe standhält. Dieser Kürass, bestehend aus einer Vorderhälfte und einer rückseitigen Hälfte, weißt starke Gebrauchsspuren auf. Die glänzend schwarze Lackierung ist an vielen Stellen abgesplittert und zeigt dort rostiges Metall.

Rechtsseitig trägt Knell eine asymtrische, rotbraune halbe Robe. Im Saum des Ärmels ist zur Positionierung ein Draht eingearbeitet.

Der linke Arm ist nackt und trägt einen schön geweatherten Ellenbogenwickel, der natürlich auch die Funktion hat, das Ellenbogengelenk zu verdecken.

Ein schön abgesteppter Schulterpolster nimmt das Gewicht der Rüstung auf.

Im Nacken liegt ein Shimenawa-artiges Seil, das unter senen Arme durchgeführt und auf dem Rücken verknotet ist. Shimenawa sind geschlagene Taue aus Reisstroh, die laut Wikipedia im Shintō die Welt der Götter (Kami) von der diesseitigen Welt trennen.

 

Waffen

Knell verfügt über drei großartige Waffen aus Metall.

Sein Schwert ist ein Tachi. Es ist stärker gebogen und auch deutlich länger als das bekanntere Katana. Die Metallklinge hat eine Hohlkehle mit einem eingearbeiteten Drachen oder Schlangen Relief. Auf der anderen Seite der Klinge ist am unteren Ende eine kleine Kartusche mit dem Relief einer Figur zu sehen.

Ein kleines Kunstwerk ist auch der Griff mit schönen Verzierungen einer simulierten Stingray Haut und einem Knauf mit einem janusköpfigen Buddha.

Zum Zubehör gehört übrigens auch eine Tube Wachs und ein Poliertuch für die Klinge.

Die Tachi Scheide besteht nur noch gut zur Hälfte . Sie ist so gestaltet und bemalt, als bestünde sie aus verrottetem Holz.

Knells zweite Waffe wird auf dem beigefügten Instruktionsblatt als Kabutowari bezeichnet. Häufig findet man auch den Begriff Hachiwari. Die Waffe gleicht auch einer Jitte, Kurz vor dem Heft ist eine aufwärts gerichtete Gabelzinke aus der Klinge geschmiedet, mit der eine Schwertklinge gestoppt und im günstigen Fall gebrochen werden kann. Die Klinge ist in der unteren Hälfe zylindrisch und nimmt erst in der oberen Hälfte die Form einer sich verbreiternden Schneide an, ähnlich einer Kukri Machete.

Wie bei einem Kusarigama ist am Heft der Waffe eine Kette befestigt. So erweitern sich die Einsatzmöglichkeiten Das Kabutowari in der einen Hand kann gegen Waffe oder Körper des Gegners eingesetzt setzen, und die geraffte Kette in der anderen Hand kann als Wuchtwaffe genutzt werden oder man lässt sie kreisen. Damit ist es möglich, den Gegner auf Distanz zu halten, die gegnerische Waffe zu blockieren bzw. den Gegner zu entwaffnen. Auch kann die Kette um einen angeschlagenen Gegner geschleudert und dieser so gefesselt werden. Durch das Einholen der Kette kann der gegnerische Kämpfer in den Wirkungsbereich des Kabutwari gezogen werden.

Auch die Scheide des Kabutowari wirkt so, als habe sie schon bessere Zeite gesehen,. Auch hier wird der Eindruck einer Scheide aus Holz vermittelt, Die schwarze Lackierung ist an den Kanten abgeschlagen, was sehr authentisch wirkt. Die Scheide sieht aus. als habe sie schon ein paar hundert Jahr auf dem Buckel.

Die große Axt, Masakari oder auch Nyuubu Ono ist komplett aus Metall gefertigt. Zunächst hielt ich das für eine Fantasy-Waffe, aber es gab sie wirklich. Die Waffe wird, wie schon oben erwähnt, häufig den Krieger-Mönchen zugeschrieben. Aber auch eine zumindest gelegentliche Nutzung durch Samurai is nicht ganz auszuschließen.

Sonstiges Zubehör

Knell trägt einen Halsring mit Kette und Glocke an deren Ende. sowie zwei Handfesseln mit Ketten. All das ist ist aus Metall gefertigt und macht einen guten gealterten Eindruck.

Wie auch die beiden Vorgänger Hunter und Slayer hat auch Kell eine Nō Theatermaske im Gepäck. Dabei handelt es sich um eine Hannya Maske, wie sie z.B. auch im Film Onibaba zu sehen ist. Die Maske ist ein weiteres großartiges Highlight der Figur. Hannya bezieht sich auf Dämonen oder Oni, genauer gesagt auf weibliche Dämonen, die kijo genannt werden – und noch genauer auf die kijo, die im Noh-Theater auftreten. Sie waren einst menschliche Frauen, die von Eifersucht zerfressen wurden und sich in Dämoninnen verwandelten.

Fazit

Knell ist eine durch und durch außergewöhnliche Figur. Gerade Sammler ungewönlicher 1/6 Figuren werden ihr helle Freude an der Figur finden. Ein tolles Design trifft auf exquisite Materialien und Umsetzung bei Kostüm und Zubehör. Ich bin restlos begeistert von der Figur, Ein echtes Schwergewicht in mehrfacher Hinsicht.

Weitere Fotos findet Ihr im Facebook Album.

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Bewertung

  • Verpackung 9
  • Sculpting 10
  • Paintjob 10
  • Body look 10
  • Beweglichkeit 6
  • Outfit 10
  • Waffen 10
  • Zubehör 10
  • Design 10
  • Gesamteindruck*Funfaktor 10
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Summary

Knell ist eine durch und durch außergewöhnliche Figur. Gerade Sammler ungewönlicher 1/6 Figuren werden ihr helle Freude an der Figur finden. Ein tolles Design trifft auf exquisite Materialien und Umsetzung bei Kostüm und Zubehör.

9.5 Marvelous

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