Sanitätsdienst

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von Jürgen Bethe

Ein Surgeon grüßt den Verwundeten General (…. und fragt sich ob er das Bein wohl absäbeln muß?) der von einem Ambulanzfahrer gestützt wird. Der Hospital Steward eilt mit einer Krücke und Sanitätstasche herbei während der Sergeant dem General den Stiefel und Säbel hinterher trägt.

Neben einer guten Strategie und Taktik spielt im Krieg die körperliche Leistungsfähigkeit des Mannes hinter der Waffe eine entscheidende Rolle. Nur gesunde und kampfbereite Soldaten können von ihren Kommandeuren mit der Aussicht auf Erfolg eingesetzt werden.

Über die sanitätsdienstliche Versorgung der Soldaten im amerikanischen Bürgerkrieg ist danach viel geschrieben worden, doch überwiegt dabei häufig eine oft unberechtigte Kritik, denn bei Ausbruch des Krieges befand sich die Medizin noch zwischen Mittelalter und Neuzeit. Man wußte noch nichts von Infektionskrankheiten, den unterschiedlichen Blutgruppen und den Krankheitserregern, wie Viren und Bakterien. Haut- und Gerätedesinfektionen waren noch unbekannt und von Hygiene in den Lazaretten und Camps war noch keine Rede.
Es gab zwar vor 1860 schon medizinische Fakultäten (Abteilungen) in Akademien und Universitäten, an denen die „Ausbildung“ zum Mediziner zwei Jahre dauerte, wobei im zweiten Jahr der Stoff wiederholt wurde, der im ersten Jahr gelehrt worden war. Eine praktische Klinik- und Laborausbildung fand aber nicht statt. So erhielt die Harvard Universität erst nach dem Bürgerkrieg ihr erstes Mikroskop und Stethoskop.

Die meisten Ärzte erlernten ihren Beruf durch eine „Lehrzeit“. Wer Mediziner werden wollte, begleitete einen erfahrenen Arzt und sah ihm bei seiner Arbeit zu. War dieser nach einer gewissen Zeit der Meinung, daß sich sein Schüler genügend medizinisches Wissen angeeignet hatte, dufte dieser dann nach einer Prüfung durch andere Ärzte alleine praktizieren.

Chirurgische Eingriffe und selbst die Behandlung von Schußwunden waren eine Seltenheit. So hatten die Ärzte am Beginn des Bürgerkrieges keine Erfahrung in der Behandlung der zahlreichen, unterschiedlichen Verwundungen und Krankheiten der Soldaten. Der Arzt „stocherte“ mit dem bloßen Finger in den Wunden herum, die Instrumente wurden nicht sterilisiert, sondern mit einem Tuch abgewischt, das schon voller Blut von der vorangegangenen Operation war, und in vielen Fällen blieb mangels anderer Kenntnisse nichts anderes übrig als zu amputieren. Es wird geschätzt, daß etwa 75 % aller Operationen im Bürgerkrieg aus Amputationen (ca. 80.000) bestanden, dazu zählen allerdings auch die Amputationen von Fingern und Zehen (ca. 10.000). Doch nicht alle Militärärzte durften solche Operationen durchführen. Man erkannte bald, daß es dazu besonderer Fähigkeiten bedarf und wählte dazu besonders begabte „Operateure“ (Operators) aus. Ein Vergleich mit den Amputationen im Krimkrieg (1854 – 1856) zeigt, daß die Todesrate bei Amputation bei den Briten bei 28 % lag, im amerikanischen Bürgerkrieg betrug die Todesrate 26 %.

Ein Grund für die schweren Verletzungen waren die weichen, verformbaren Minié-Bleigeschosse, die wegen ihrer langsamen Geschwindigkeit und ihres Taumeleffekts schreckliche Wunden verursachten.

Die Sanitätsoffiziere der Union trugen die Uniform eines Offiziers im Stabsdienst mit dunkelblau unterlegten Schulterstücken mit den entsprechenden Dienstgradabzeichen. Obwohl nicht der Anzugordnung entsprechend, hatten viele Ärzte privat beschaffte Schulterstücke, die mit den silbernen Initialen „M.S.“ (Medical Staff) bestickt waren. Auch bei den Mützenabzeichen gab es privat beschaffte, eigentlich inoffizielle Abzeichen, die statt der Initialen „U.S.“ in der Mitte die Initialen „M.S.“ in silbernen, altenglischen Buchstaben eingestickt hatten. Die Schärpe war grün.

In beiden Armeen gehörte ein Hospital Steward (Sanitätsfeldwebel/Lazarettverwalter) zum Stab eines Regiments. Dies waren von den jeweiligen Regimentsärzten ausgewählte, erfahrene und zuverlässige Unteroffiziere, die sich um das Feldlazarett kümmern mußten. Eine Krankenschwester schilderte seine Aufgaben folgendermaßen: „Ein Hospital Steward kann seine Pflichten nicht beschreiben, denn er hat Schwierigkeiten herauszufinden, wofür er nicht zuständig ist.“
Hospital Stewards der Union hatten die Besoldung eines Sergeant-Major (etwa Stabsfeldwebel) und wurden mit der üblichen Infanterieuniform eingekleidet, hatten jedoch im Unterschied zu dieser eine scharlachrote Paspelierung und ebensolche Hosenbiesen. Ihre Dienststellung zeigte ein smaragdgrüner, halber Ärmelwinkel mit gelber Einfassung und darauf ein gelber Äskulapstab (Caduceus), das Zeichen des Sanitätsdienstes, an. Zur Kennzeichnung der Ambulanzfahrzeuge und der Halteplätze wurde eine gelbe Fahne mit grünem Rand verwendet.

 

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